Arlberger Klettersteig und Augsburger Höhenweg, 28.07. - 01.08.2022

Trotz sehr durchwachsener Wettervorhersage starteten wir in diese Tour, obwohl klar war, dass wir wahrscheinlich auf einen oder gar beide Höhepunkte der Tour würden verzichten müssen. Der Anreisetag selbst war sehr sonnig und schwül und daher äußerst schweißtreibend. Dafür schmeckte das Radler auf der Leutkircher Hütte dann besonders gut.

Für Tag 2 war der Arlberger Klettersteig vorgesehen. Da am Nachmittag der Durchzug eines heftigen Gewitters angesagt war, wurde die Tagestour so verkürzt, dass wir lediglich das Westende des Klettersteiges einplanten: Auf- und Abstieg auf die Weißschrofenspitze (2752m) via Klettersteig (C/D). Nach dem Abstieg marschierten wir in sehr strammem Tempo – die dunklen Gewitterwolken bereits im Rücken - zurück zur Leutkircher Hütte, die wir trockenen Fußes erreichten, bevor dann das Gewitter einsetzte.

Für den dritten war „lediglich“ Transfertag zur Ansbacher Hütte, dem Startpunkt des Augsburger Höhenweges. Der heute immer wieder auftretende Nieselregen war zwar unangenehm, stellte jedoch tourentechnisch kein Problem dar, auch wenn wir an der einen oder anderen grasigen oder lehmigen Stelle mit erhöhter Aufmerksamkeit etwas langsamer vorankamen. Nach 6 Stunden Gehzeit durch eine ganze Anzahl schöner Kare erreichten wir dann die Ansbacher Hütte.

Für den Augsburger Höhenweg war der Wetterbericht perfekt: Bedeckter Himmel, keine Gewitter und bis abends trocken – also sehr gute Bedingungen! Da am Anreisetag nochmal die Wegebedingungen bei den Hüttenwirten der Ansbacher und der Augsburger Hütte abgefragt worden waren, konnten wir Pickel und Steigeisen – an sich Grundausrüstung für den Augsburger Höhenweg - bereits am Parkplatz aus dem Rucksack nehmen und so 2-3 Kilo Gewicht einsparen.

Wir starteten um 7 Uhr und waren alle sehr gespannt, da der Augsburger Höhenweg ja sehr lange ist, äußerst ausgesetzte ungesicherte Wegabschnitte enthält sowie kurze Klettersteigpassagen und „leichte“ (UIAA 1) ungesicherte Kletterabschnitte.

Nach dem Winterjöchl wurde es dann ernst: an der Scharte zum unteren Grießl erwartete uns ein sehr schmaler, schuttiger Abstieg gefolgt von Querungen in steilem Geröll. Beim grünen Brünnele dann ein Kletterabstieg am losen Drahtseil, was Konzentration und Gleichgewichtssinn sowie Armkraft erforderte. Erstes Aufatmen und kurze Vesperpause dann beim Erreichen der „Halbzeit“ auf der Parseier Scharte.

In der Pause verflog die Anspannung schnell, aber nur für kurze Zeit! Es folgte der psychologisch schwierigste Abschnitt der gesamten Tour: ein handbreiter Pfad in sehr steilem Mergelgelände ohne irgendwelche Sicherungsmöglichkeiten. Hatte die Gruppe unterwegs immer intensiv geplaudert war es nun äußerst ruhig, jeder konzentrierte sich auf den nächsten Schritt. Nur einer war total entspannt und schoss Bilder oder putzte sich lautstark die Nase.

Nächste Herausforderung war dann die sogenannte Eisrinne: hier gab es dieses Jahr überhaupt kein Schneefeld mehr, aber mehrere lose Seile, die über diese nun steile Schlucht führten. Mit Klettersteigset überwanden wir dieses Hindernis. Danach ein kurzer steiler Klettersteig im steinschlaggefährdeten Gelände hinauf zur Gelben Scharte und zur Dawin Scharte. Der weitere Aufstieg, teilweise über Gratrücken bis zum Dawinkopf (2968m), der höchsten Erhebung der Tour, war dann technisch unproblematisch, aber unsere kurzen Trinkpausen häuften sich.

Von da an ging es nur noch bergab: Über den Bocksgarten und den Grinner Ferner, weiter hinab über die Patrolscharte und steiles Geröll schließlich zur Augsburger Hütte, wo wir um 19 Uhr eintrafen: Erwartet von einer jungen Dame mit einem Tablett Willkommensschnäpse! Das hatte bisher keiner von uns erlebt und war ein sehr erfreulicher Schlusspunkt des Augsburger Höhenweges. Im Übrigen hat die Augsburger Hütte ein sehr helles freundliches Erscheinungsbild, ein engagiertes freundliches Team - alles Leute, die eine Auszeit ihres normalen Berufsalltags in der Augsburger Hütte machten - und bot außerdem eine hervorragende Verpflegung an! Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns bei Sonnenschein auf der Terrasse bei der Hüttenwirtin und wurden noch mit einem kleinen „Flucht“-Radler ins Tal entlassen.

Letztendlich kamen wir alle – trotz der anfänglich schlechten Wetterprognose - voll auf unsere Kosten und haben eine herausfordernde Mehrtagestour genossen.


Die Tour wird in 2023 erneut angeboten werden und kann ab Mitte Januar 2023 im Tourenprogramm des DAV Stuttgart unter Bergwandern und Klettersteige Stuttgart - Alpin gebucht werden.
 
Text: Helmuth Riess
Bild: Erich Pankratz

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