Berggipfel in der Silvretta, 23.07. - 26.07.2021

Einmal Piz Buin und wieder zurück
Was die berühmte Sonnencreme mit dem höchsten Berg Vorarlbergs zu tun hat und warum es nie schadet, sich vor der Hochtour mit der Spaltenbergung zu beschäftigen.
Das Wichtigste gleich vorweg, eine Spaltenbergung wurde während der Touren zum Piz Buin und der Dreiländerspitze in der Silvretta nicht nötig. Eine Auffrischung der teils veralteten Spaltenbergungskenntnisse und dem Einsatz der mitgeführten Ausrüstung dagegen schon. Nach etwas Übung im eisfreien Gelände neben dem Standquartier, der Wiesbadener Hütte, sitzen sowohl Mannschaftszug als auch Lose Rolle. Dem Abenteuer des großen Piz Buins (3312 m) am ersten Tag steht nun wirklich nichts mehr im Weg. Mit zwei Seilschaften (5er und 6er) geht es zeitig los. Zügig und nach mehreren Bachüberquerungen samt beherzten Sprüngen erreichen wir den Ochsentaler Gletscher und schon bald die Buinlücke zwischen großem und kleinem Piz Buin. Letzterer macht mit ordentlichem Steinschlag auf sich aufmerksam. Zum Gipfel des großen Piz Buins geht es ab hier ohne Steigeisen. Dafür mit etwas Kletterei durch einen Kamin im II. Grad bis zum Gipfelkreuz. Zeitgleich mit uns erreichen auch die Wolken den Gipfel. Die Sicht, bis auf wenige Augenblicke zur Bieler Höhe und auf den Ochsentaler Gletscher, geht gegen Null. Kaum zurück in der Hütte, setzt der Regen ein. Der, so die Wettervorhersage, dann bis zum nächsten Morgen auch erledigt sein sollte. Vielmehr wurde uns Föhn versprochen. Nun ja, der Blick am nächsten Morgen aus dem Fenster verheißt nichts Gutes, hellgrau wechselt sich munter mit dunkelgrau ab. Alles in allem trübe Suppe gepaart mit auffrischendem Wind und deutlich niedrigeren Temperaturen. Da hat sich dann auch die Sache mit der Sonnencreme weitgehend erledigt. Jener berühmte Sonnenschutz übrigens wurde 1938 vom Schweizer Chemiestudent Franz Greiter entwickelt, der sich beim Besteigen des Piz Buins einen Sonnenbrand zuzog. Wir dagegen ziehen frohgemut und mit Regenzeug im Rucksack gen Tagesziel Dreiländerspitze (3197 m) und marschieren über den teils steilen Vermuntgletscher mit kurzen Blankeispassagen unserem nächsten Gipfel entgegen. Immerhin kommen wir trocken bis an den Einstieg in die finale Kletterpassage und damit etwa 100 Höhenmeter unter den Gipfel. Ein Gewitter samt einsetzendem Regen erspart uns leider die ausgesetzte Kletterei. Statt Gipfelglück und Rundumblick, leiten wir den eiligen Rückzug in die schon mollig eingeheizte Hütte ein. Die hat im Keller neben dem Schuhtrockenraum übrigens eine echt pfiffige Überraschung parat: Trockenkammern für die pitschnassen Klamotten und Rucksäcke. Noch am gleichen Tag packen wir unser Hab und Gut zusammen und steigen komplett ab, die Wetteraussichten sprechen auch für die nächsten Tage nicht für einen Einsatz von Sonnencreme. Schade, schön war es trotzdem und wir sind uns einig, wir kommen bestimmt wieder.
Vielen Dank Ingo Pfäffle und Michael Früh für die Organisation und die fachkundige Begleitung.
 
Text: Sabine Ries
Bilder: Teilnehmer

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