Der Malerweg im Elbsandsteingebirge, 29.04. - 04.05.2025

von Wolfgang Reinhart

Der Wetterbericht verheißt bestes Frühsommerwetter. Morgens, kurz vor 6 Uhr trifft sich unsere 8-köpfige Gruppe im Stuttgarter Bahnhof, noch etwas müde zur frühen Stunde. Die Bahnroute mit einem Mix fast aller Zug-Arten (IC, ICE, S-Bahn, RB) führt uns über Nürnberg- Halle-Leipzig-Dresden-Neustadt zu unserem Ausgangspunkt der Wanderreise, zum Bahnhof Wehlen. Unsere Wanderung beginnt mit einer Fährfahrt auf das rechte Elbufer nach Stadt Wehlen. Den pittoresken Ort lassen wir schnell hinter uns, es geht bergan durch kräftige Wälder zum STEINERNEN TISCH, einer historische Essgelegenheit nebst Wirtshaus. Nach einer starken Stunde erreichen wir die erste große Sehenswürdigkeit der Sächsischen Schweiz, die BASTEI.
Die Rundblicke sind schlichtweg atemberaubend...allerdings ist der Ort gut erreichbar, viele Touristen sind da, idyllisch ist es nicht gerade hier. Unsere Wanderroute geht über steile Treppen hinab zum Amselgrund. Im Talgrund geht es zunächst gemütlich weiter, vorbei am Amselsee, aber der nächste Anstieg lässt nicht lange auf sich warten. Wieder geht es steil hinauf zum HOCKSTEIN. Von hier aus kann man unser Tagesziel bereits sehen: die Pension und Gaststätte Polenztal. Aber zuerst gilt es, durch die spektakuläre Hocksteinhöhle mittels Leitern und Treppen etliche Höhenmeter nach unten zu kommen. Überhaupt gilt im Elbsandsteingebirge die Regel: Nach dem Abstieg folgt (fast immer) der Aufstieg bzw. umgekehrt. Die Pension erweist sich als purer Glücksfall. Ruhige Lage, 2-Bett-Zimmer, hervorragende Küche, moderate Preise.

Am 30.4. folgt eine lange Etappe. Zunächst besichtigen wir die GAUTSCH-GROTTE, ein großer gehöhlter Felsvorsprung, romantisch gelegen. Der Weg führt uns weiter über Forstwege zur Brandaussicht. Von hier hat man einen wunderbaren Fernblick über große Teile des Elbsandsteingebirges. Man kann hier in der Brandbaude auch einkehren oder übernachten...alles sehr einladend hier. Nun folgt ein steiler Abstieg, gefolgt von einem ebensolchen Aufstieg ins idyllische Dörfchen WAITZDORF, wo wir unter einer Linde die Mittagspause einlegen. Dann geht’s hinab zur Kohlmühle, einem Ort mit stillgelegter Fabrik und Bahnhof an der Bahnstrecke Sebnitz-Bad Schandau. Unser nächstes Ziel ist der Gasthof und Café „Zum Heiteren Blick“ in Altendorf. (Sehr empfehlenswert zum   Kaffee & Kuchen.) Über den Panoramaweg geht es weiter Richtung Bad Schandau-Ostrau, bergab- steil bergauf zur dortigen Jugendherberge. Das Dorf feiert die Nacht in den Mai mit einem zünftigen Fest. Wir können von hier aus schon die nahen SCHRAMMSTEINE sehen, bizarre, große, weithin sichtbare Felsen, die faszinierend aussehen.

Am Maifeiertag wandern wir zum ersten Mal nur mit Tagesrucksack, wir bleiben 3 Nächte in der Jugendherberge Ostrau. Wir nähern uns den SCHRAMMSTEINEN von hinten, Treppen und Geländer erleichtern den Aufstieg. Über einen gesicherten Felsengrat führt der Weg zur SCHRAMMSTEIN-AUSSICHT. Für mich ist es hier viel imposanter als auf der Bastei... Hierher kommt man auch nur zu Fuß. Weiter führt uns der Weg durch ruhige Wälder. Für die Mittagspause hat uns Michael, unser Wanderführer, einen traumhaften Platz ausgesucht, das KLEINE PREBISCHTOR bei den Affensteinen, ein bizarres Felstor mit einer mächtigen Buche. Ein echter Kraftort. Es kommen noch einige Wanderer vorbei und verweilen hier und das Schöne ist: alle sind absolut still...andächtige Stille angesichts dieser Naturschönheit. Auf dem Weg Richtung Beuthenfall/ Lichtenhainer Wasserfall liegen die AFFENSTEINE am Wegesrand, schlichtweg imposant ragen sie in die Höhe. Über einen abfallenden Weg geht es ins Kirnitzsch-Tal. (Ich „setze mich ab“, und nehme sofort den historischen Zug nach Bad Schandau, um in der dortigen „Toscana-Therme“ zu relaxen.) Die Gruppe geht zum LICHTENHAINER WASSERFALL. Sie nehmen den beschaulichen Zug mit Maximalleistung 13 km/h in Richtung Bad Schandau. Von dort aus fahren wir mit dem sehr sehens- und erlebenswerten historischen Personenaufzug in die Höhe, mit dem man einen Großteil der Höhenmeter nach Ostrau überwinden kann.

Am 2. Mai sind wir pünktlich zur Abfahrt des Wanderbusses an der Haltestelle Botanischer Garten im nahen Kirnitzschtal. Der Bus bringt uns deutlich schneller als die Kirnitzschbahn zum Lichtenhainer Wasserfall. Die nächste Sehenswürdigkeit trägt den prosaischen Namen KUHSTALL. Sehr merkwürdig, dass hier im Sachsenland die schönsten Naturschönheiten so banale Namen tragen... aber vielleicht diente das große Felsentor tatsächlich mal als Unterstand für Rindviecher. Auf das beeindruckende Riesen-Felsentor gelangt man über die gut versicherte HIMMELSLEITER durch eine Felsenkluft. Vom Kuhstall geht es über den Flößersteg zur NEUMANNMÜHLE. Die Gruppe geht den weiteren Verlauf des Malerwegs, während ich mich für die Abkürzung zum ZEUGHAUS entscheide. Ich besuche noch das Technische Museum an der Neumannmühle und lerne viel über die Papierproduktion mit dem Ausgangsprodukt Holz, die hier im Kirnitzschtal im 19. Jahrhundert ihren Ursprung hatte. Die Abkürzung ist ein großer Hohlweg mit hängenden Wäldern...etwas übertrieben formuliert. Das Zeughaus ist eine sehr nette Waldeinkehr. (Hier treffen wir uns zur Mittagspause wieder.) Die nächsten markanten Punkte sind der KATZENSTEIN und der GROSSE WINTERBERG. Der große, urige hölzerne Aussichtsturm zieht einige von uns nach oben, allerdings ist die Aussicht durch zu hohe Bäume eingeschränkt. Auf dem Weg nach Schmilka sind ca. 380 Höhenmeter abwärts auf kurzer Strecke zu bewältigen. (Das pittoreske Schmilka an der Elbe, nahe der tschechischen Grenze, zieht sich weit ins Tal nach Osten und ist offensichtlich bei Touristen sehr beliebt.) Die Rückfahrt gestaltet sich denkbar einfach: der Bus bringt uns direkt nach Ostrau zurück.

Am letzten Wandertag nehmen wir denselben Bus über Schmilka nach Bad Schandau und setzen mit der Fähre aufs linke Elbufer über. Der hilfsbereite Fährmann macht für uns sogar eine Extratour direkt zum gegenüberliegenden Ufer. Heute wandern wir mit vollem Gepäck Richtung Königstein. Zunächst geht es am Elbhang steil bergauf. Wir wandern über die Hölle zu den PAPSTSTEINEN, von oben schauen wir auf Papstdorf und das Elbpanorama hinab. Zur Mittagspause und zu eindrucksvollen Rundblicken lädt der gemütliche Berggasthof ein. Die Wettervorhersage verheißt viel Regen am frühen Nachmittag. Aus verkehrstechnischen Gründen und wegen der nahenden Regenfront entschließen wir uns, den Bus, der zwischen den Papststeinen und Gohrisch fährt zu nehmen. Kaum sitzen wir im Bus fängt es an, kräftig zu regnen. In Bad Schandau erhalten wir direkt Anschluss zur S-Bahn nach Dresden. Dort beziehen wir in der Jugendherberge Rudi Arndt in der Südvorstadt Quartier, sehr verkehrsgünstig, 2 Straßenbahnstationen vom Dresdner Hauptbahnhof gelegen. Den Tag lassen wir ausklingen mit einem Stadtrundgang und einem gemütlichen Abendessen im kultigen Sophien-Keller im Taschenbergpalais.

Am Abschlusstag steht schließlich nach einem Rundgang und Besichtigung von Dresden die Rückfahrt nach Stuttgart an.
 
Text: Gabriele Guder
Bilder: Katja Siegmann, Anne Reinhart, Wolfgang Reinhart