Kaiserkrone - Rund um den Wilden Kaiser in vier Tagen, 10.07. - 13.07.2025

von Wolfgang Reinhart

Kaiserkrone - Fels trifft auf Alm und Harfenklänge
„Wilder Kaiser - wir kommen!“

Vier Tage war ich als Tourenleiterin mit 6 Teilnehmenden im Wilden Kaiser unterwegs. Der Wilde Kaiser ist für sein Ellmauer Tor bekannt und den Bergdoktor. Doch weder dem einen nach dem anderen sind wir begegnet. Für uns hieß es: Den Wilden Kaiser umrunden. Doch wer jetzt denkt, das klingt nach Spaziergang? Fehlanzeige! In stetem Auf und Ab, auf schönen Steigen und schmalen Pfaden, ging es von Hütte zu Hütte.

1. Tag: Mit Start in Going war nach circa 3 Stunden Gehzeit als erstes Highlight der Schleierwasserfall erreicht! Steil bergauf ging es weiter, und schon bald waren wir am „Leiterl“: Eine steile Felswand wurde durch eine Leiter passierbar gemacht! Und auch anschließend halfen Seilversicherungen und Eisenstufen den Aufstieg zu meistern. Aber die Mühe lohnte sich, denn von der bald erreichten Ackerlhütte hatte man einen traumhaften Blick bis hin zum Großvenediger. Weiter aufsteigend über Almwiesen ging es zum Brennenden Palven (auch Baumgartenköpfl genannt), der die Fernsicht der Ackerlhütte toppte. Von dort war es dann nicht mehr weit bis zur Gaudeamushütte, wo wir übernachteten.

2. Tag: Die nächste Morgen wartete mit Regen auf, der eigentlich erst ab mittags angekündigt war. Das erschwerte den Aufstieg zur Gruttenhütte über den Klammlweg, ebenfalls seilversichert und mit Leiter. Auf und ab ging es weiter bis zur Steiner Hochalm. Hier erwartete uns ein erfrischendes Getränk und leckere Buttermilch, und Gesang und Harfenklänge! Almbauer Peter Horngacher ist dafür bekannt, dass er seine Gäste mit lustigen Geschichten, Liedern und Instrumentalstücken auf der Harfe unterhält. Schon wieder ein echtes Highlight! Doch bald hieß es aufbrechen, denn der Weg bis zur Kaindlhütte war noch weit und kein Spaziergang, denn der an sich nicht schwierige „Wilde Kaiser Steig“, war durch die vielen nassen Wurzeln die reinste Rutschpartie. Nass und glücklich, es geschafft zu haben, kamen wir kurz vor dem Abendessen an der Kaindlhütte an.

3. Tag: Der dritte Tag versprach von der Tourenlänge etwas kürzer zu werden, und wir zogen die Tour zügig durch, um den Nachmittag noch an dem imposanten Stripsenjochhaus zu verbringen, und auch, um nach dem langen Regentag am Vortag noch ein wenig zu regenerieren. Munter ging es über den Brettlersteig, der über gefühlt 1000 Stufen bis zum Anton Karg Haus führte, weiter zum Hans Berger Haus und mit einem 2-stündigen Aufstieg dann zum Stripsenjochhaus. Hier ein wenig Zeit zu haben, lohnte sich auf alle Fälle! Einfach auf der Terrasse sitzen, in die hohe Felswand des Totenkirchl (2190m) zu schauen, dort die Kletterer zu beobachten, den Wolken zuzuschauen und den Wind zu genießen!
Und es bleibt noch zu ergänzen, dass bei dieser Tour jeder Wandertag mit einer 15-minütigen Bergyoga Einheit startete und nach der Wanderung ein Stretching angeboten wurde. So gab es keinen Muskelkater, und die Gelenke liefen wie geschmiert.

4. Tag: Auch der vierte und letzte Wandertag hatte Highlights bereit: Vom Stripsenkopfhaus ging es steil hinauf zum Stripsenkopf (1807m), an dessen Aussichtspavillon sich ein herrliches Rundumpanorama bot. Über einen traumhaft schönen Gradweg mit Fernsicht in alle Richtungen, ging es mitunter aufsteigend bis zum Feldberg. Von dort ergab sich ein genialer Blick zum Ellmauer Tor mit der Steinernen Rinne. Mit dem Jubiläumsweg wohl die beliebteste Querung im Wilden Kaiser, sie verbindet die Gruttenütte mit dem Stripsenjochhaus. Der Gradweg führte anschließend leicht absteigend bis kurz vor die Obere Scheibenbichlalm, dort wählten wir den etwas steileren Pfad hinunter zur Fischbachalm und von dort durch das Kaiserbachtal bis nach Griesenau, wo schon Taxi Toni auf uns wartete und uns zurück zum Ausgangspunkt brachte.

Was bleibt, neben all diesen besonderen Bergerlebnissen für die Gruppe in Erinnerung? Vielleicht die drei Kapellen am Wegesrand, die Gelegenheit boten für ein musikalisches Ständchen! Wohl dem, der ein paar Chorsängerinnen mit auf Tour nimmt. Vielleicht sollte ich in Zukunft im Vorfeld nicht nur nach Kondition und Bergerfahrung fragen, sondern auch: Welche Stimme singst du? Uns fehlte diesmal ein Bass, aber was nicht ist, das kann ja noch werden. Ich hoffe, für alle Teilnehmenden bleibt viel Schönes in Erinnerung: Die herrlichen Alpenblumen am Wegesrand, die Schmetterlinge, Gämsen, Ziegen und Kühe, besondere Momente, viele Höhen, und einige Tiefen, Bergyoga und vielleicht auch diese besonderen Klänge! So wird Bergwandern mehr als einfach nur „In den Bergen unterwegs sein“! Peter Habeler hat einmal so schön gesagt: „Ich gehe auf einen Gipfel, und wenn ich wieder herunterkomme, bin ich ein anderer Mensch!“
Tourenbilanz der vier Bergwandertage: ca. 53 km und 3500 hm

Die Tourendetails auch auf „Alpenvereinaktiv.com
 
Text: Bianca Maria Uhl
Bilder: Bianca Maria Uhl