Wanderwoche Kalabrien, 02.06. - 09.06.2018

Mit Ellen Holetzke von „stupor mundi tours“ wanderten 16 DAV-Mitglieder Anfang Juni 2018 durch Italiens Stiefelspitze. Nach 5 Jahren war es ein Wiedersehen mit der hervorragenden Kultur- und Wanderführerin und der wilden und ursprünglichen Landschaft Kalabriens. Die ersten 5 Tage verbrachten wir an der Ostküste. Wider Erwarten waren die Temperaturen in diesem Jahr bereits um diese Jahreszeit besonders hoch.  Am ersten Tag ging es mit viel Schweißverlust direkt in das Herz des Aspromonte Nationalparks mit Umrundung der Pietra Cappa, einem riesigen Sandsteinmonolith (839 m). An einem wunderschönen Picknick-Platz wurden die leckeren und deftigen Spezialitäten, die Ellen für uns organisiert hatte, samt Rotwein verdrückt. Der nächste Tag führte uns von unserem Standquartier in der Nähe von Roccella Ionica direkt ins Dorf Stilo. Zwischen zwei kleineren Bergbesteigungen war die kleine byzantinische Kirche, La Cattolica aus dem 10. Jh., ein ganz besonderes Highlight. Jedoch auch der erste Berg Monte Consolino, mit der Ruine des Normannenkastells und der zweite Berg, mit der Grotta Santuario Monte Stella, waren derer Besteigung wert. Zum Abschluss fielen wir im Dorf Pazzano in einer Bar ein, wobei wir dann die Attraktion für die Dorfbewohner waren. Auch der 3. Tag war kulturell von großer Bedeutung. Die Wanderung durch das Hügelland, bis hinauf in die mittelalterliche Bischofsstadt Gerace mit dem interessanten Dom, waren durch Orangenplantagen und Olivenhaine eine abwechslungsreiche Tour. Am Nachmittag war Strand und Schwimmen im Ionischen Meer angesagt. Nach den heißen Tagen freuten wir uns am 4. Wandertag auf die Abstiegstour zum Cascata del Marmarico im Naturpark Serre. Auf fast 1000 m startete der Weg parallel an einem alten Wasserrohr, wobei wir sogar durch eine Tunnelröhre gehen mussten. Durch den Wald erreichten wir den großartigen Wasserfall, der dann auch unser Pausenplatz war. Insgesamt war es eine sehr schattenspendende Wanderung mit einer spannenden Bachquerung. Der letzte Wandertag an der Ostküste führte uns nochmals in das Aspromonte-Gebirge. Ziel war der Monte Tre Pizzi mit 710 m Höhe. Es war eine gelungene Überschreitung mit grandiosem 360° Ausblick. Im Anschluss an diese großartige Tour fuhren wir gemeinsam an die Westküste nach Tropea, wo wir für die nächsten Tage unser Quartier bezogen. Ein Teil der Gruppe musste sich leider nach 2 Nächten am Tyrrhenischen Meer verabschieden, um den Rückflug anzutreten. Die anderen 9 Personen hatten der Wanderungen noch nicht genug und unternahmen mit Ellen noch weitere Touren. Bereits am Sonntag stand als Wanderung „Berge & Meer“ auf dem Programm. Wir starteten hoch oben in einem kleinen Dorf und gingen absteigend durch kleine Orte hindurch zum grandiosen Aussichtspunkt Monte Poro auf 710 m. Von hier konnten wir direkt auf Capo Vaticano und das heutige Ziel, den Strand von S. Maria di Ricadi, sehen. In weiter Ferne konnten wir auch die Eolischen Inseln mit dem Stromboli erkennen. Dann folgte ein Strandtag direkt 173 Stufen unterhalb unseres 3* Hotel Terrazzo sul Mare in Tropea. „Auf den Spuren der Schafe“ führte uns der nächste Wandertag, Direkt ab Hotel ging es ins Hinterland und durch eine Schlucht mit Bachbett-Durchstieg hinauf zu Olivenhainen und herrlichem Ausblick auf Tropea. Weiter ansteigend erreichten wir ein kleines Dorf, wo wir in einer Trattoria bei Antipasti und leckeren Rotwein den Mittag verbrachten. Ein Bus, mit dem singenden Fahrer Giovanni, brachte uns anschließend sicher zurück zum Ausgangspunkt. Am Abend war dann Sundowner angesagt und alle wurden sehr romantisch. Am Dienstag verbrachten 7 Personen auf einer 15m Segeljacht direkt an der Costa degli Dei. Dreimal wurde der Anker gesetzt und wir konnten schwimmen gehen. Der Blick auf die Steilküste von Tropea bis Capo Vaticano war einfach großartig und der Wind und das Wetter stimmten, so das auch das Vorsegel gesetzt werden konnte. Für die Gruppe war der letzte Wandertag gekommen. Wir fuhren nach Palmi und starteten, nach einer Stippvisite im Völkerkunde-Museum, unsere Steilküstenwanderung zum Monte S. Elia mit dem Teufelsfels. Der ständige Tiefblick auf die Costa Viola und die Meerenge von Messina, die gelben Königskerzen und grünen Gräser im Vordergrund, verstärkten noch die tiefblaue Farbe des Meeres und berauschten die Sinne.  Zum Mittag konnten wir wieder in einer kleinen Trattoria bei leckerer Pasta einkehren, bevor wir den steilen Abstieg nach Palmi in Angriff nahmen. Ich hatte auch am letzten Tag noch nicht genug vom Wandern und so fuhr ich zusammen mit Ellen und anderen Teilnehmern nochmals ins nördliche Aspromonte. An diesem Tag war das Wetter nicht so sicher und so wurden wir bereits bei der Hälfte des 550 m-Aufstiegs durch den Wald von einem kurzen Regenschauer überrascht. Auf der Hochfläche angekommen, staunten wir über die Weite und die kleine Kirche S. Nicodemo, die mit ihren Fresken ein kleines Kleinod bildet. Beim Abstieg erwischte uns dann der Regen richtig.  So kamen wir klitsch nass an den Fahrzeugen an, fuhren aber danach mit Sonnenschein nach Tropea zurück.
 
Dann hieß es Abschied nehmen von dem wunderschönen Kalabrien, mit den köstlichen Speisen und natürlich besonders von Ellen. Mit ihrer stets fröhlichen und lebendigen Art konnte sie uns allen „Calabria mia“ näherbringen. Jede Wanderung stand für sich und jede war auch völlig anders und besonders. Wir hatten alle das Gefühl, seit langem unterwegs und mitten drin zu sein. Somit wurde die Sehnsucht nach einer Fortsetzung in 2 Jahren geweckt. Dann soll es allerdings in die nördliche Region gehen.
 
Text: Carola Baur
Bilder: Teilnehmer

Zurück