Kletterausflug im Piemont, 07.2023
Yoga statt Joghurt
Da wurden sie mir wieder deutlich vor Augen geführt. Meine mangelnden Italienischkenntnisse. Mein Kletterfreund Aini und ich kamen nach einem herrlich langen Klettertag am Berg Corno Stella im Piemont zurück zur Hütte. Müde, hungrig und durstig wie man sich nun einmal fühlt wenn zwischen 9 Uhr und 16 Uhr nur Fels berührt wurde. Der Hüttenwirt begrüßte uns mit den Worten Joghurt okay? Da hatte ich verstanden dass sie deshalb die Terrasse von den Bänken und Tischen leer räumen um dort eine Joghurt Bar aufzubauen. War ja klar denn in der Hütte hatte ich mich schon über die Joghurt Maschine gewundert. Auf jeden Fall sind wir da dabei war meine überschwängliche Antwort. Warum genau benötigen wir denn nun diese Matten? Sehen aus wie Yogamatten und jeder (insgesamt ca. 15 Personen) bekam eine. Ein Kreis wurde gebildet und so machte Aini seine ersten Yogaübungen seines Lebens unter italienischer Anleitung am Rifugio Bozano auf 2453 Meter Höhe. Marco, der Hüttenwirt, ist natürlich nicht nur ein toller Yogalehrer (wie haben wir uns verbogen und verdreht, selbst im Einbeinstand mussten wir uns verrenken) sondern auch ein toller Koch der uns jeden Abend in seinem gemütlichen Rifugio mit einem 3 Gänge Menü verwöhnte. Aber Vorsicht wer nach dem 1. Gang denkt das ist die Hauptspeise und Nachschlag nimmt denn der 2. Gang ist nicht kleiner. Auch das lernt man in Italien schnell denn wenn man es einmal falsch gemacht hat und vor dem nächsten vollen Teller sitzt dann muss man sich ganz schön anstrengen um leer zu essen. Aber da wir Hunger hatten war es uns nur Recht dass es Nachschlag gab. Beim Frühstück hingegen hatte Marco etwas Mitleid mit uns denn diese süßen Kekse, Zwieback und Marmelade ist etwas wenig um bis zum Abendessen durch zu halten. So bekamen wir ab Frühstückstag 2 entweder jeder 2 Spiegeleier oder gekochte Eier. Die Augen der anderen Gäste hättet ihr mal sehen sollen. Nach dem Abendessen kam die Tourenplanung für den nächsten Tag. Wir hatten unsere Infos zu den Klettertouren aus dem Topoguide Kletterführer und wussten gar nicht auf welches Juwel wir gestoßen waren. Es gibt sogar einen eigenen Kletterführer über das Corno Stella Gebiet mit ca. 120 Touren um die Hütte drum rum. Aber leider nur in italienischer Sprache… Uiuiui. Doch da hilft Marco sehr gerne weiter und kann einem fast jeden Griff der Tour in Englisch ansagen. Von Dienstag bis Samstag quartierten wir uns auf seiner Hütte ein und kletterten jeden Tag herrliche Touren. Mal führten sie durch Dächer, über Edelquarz, an Kanten oder Verschneidungen entlang aber nie wirklich nie mussten wir den Fels auf Festigkeit prüfen. Bombenfest das Ganze. Da schlägt jedes Kletterherz vor Freude höher. In der Tour ``Avenida 74`` schlugen unsere Herzen wegen der weiten Hakenabstände höher wohingegen in der Tour ``Banderas`` die Exen für die Haken auf Kopf- und Hüfthöhe gleichzeitig geklinkt werden können. Also alles dabei von klassischer bis Plaisir Absicherung. Der Zustieg zum Rifugio Bozano beträgt mit schwerem Kletterrucksack beladen ca. 3 Stunden aber dafür sind die Zustiegszeiten von der Hütte bis zum Fels mit ca. 20- 30 Minuten umso angenehmer. Dort oben im Blockfeld rund um die Hütte gibt es einen Highway. Ja tatsächlich denn in mühevoller Arbeit wurden die großen Steine so hingelegt dass Treppen und ebene Flächen entstanden sind auf denen es äußerst angenehm zum Zusteigen ist. Für Menschen die mehr die Horizontale als die Vertikale lieben, also die Wanderer, ist diese Gegend im Piemont sehr zu empfehlen. Da es keine Liftanlagen in der Nähe gibt ist es sehr ruhig und es ist nicht mit Massen an Menschen zu rechnen. Über eine Mehrtageswanderung lassen sich einige Hütten der Region zu einer Mehrtagestour verbinden. Ping, pong, ping, pong… da steht doch nicht etwa eine Tischtennisplatte an der Hütte? Doch und einen Tischkicker gibt es auch noch. Aber beim Tischkickern war mein Kletterfreund Aini nicht ganz so überragend deshalb nutzen wir lieber die Liegestühle um die Hütte herum. Zum Abkühlen nach dem Sonnenbad sitzt man natürlich in den hütteneigenen Pool neben der Terrasse welcher mit erfrischendem Bergwasser gespeist wird. Aber nur wenn gerade kein Yoga stattfindet.
Kletternde Grüße Isi
Text: Isabell Schwarz
Bilder: Isabell Schwarz