Königssee-Umrundung, 28.08. - 01.09.2014
Königssee-Umrundung – eigentlich mit Watzmann-Hocheck Besteigung, aber: „Um seinen Gipfel jagen Nebelschwaden“
Donnerstag, 28.08.2014:
Um dem Rummel auf dem Parkplatz am Königssee zu entfliehen, stiegen wir in die altertümliche aber charmante Jennerbahn. Diese brachte uns auf 1.800 m – die ersten 1.200 hm waren in der Doppelgondel, quer zur Fahrtrichtung sitzend, gemütlich geschafft.
Einen ersten Blick auf den Königssee erhaschten wir vom Gipfel des Jenner (1.874 m). Auch der Watzmann präsentierte sich uns überwältigend bei Bilderbuchwetter auf der anderen Seeseite.
Nach dem Schneibsteinhaus (1.670 m) führte uns der Weg über wunderbar angelegte Steige, die noch nicht abgetrocknet und rutschig waren, durch den Wald. Ein letzter steiler Anstieg und wir gelangten zur Gotzenalm (1.685 m), unserem heutigen Etappenziel.
Im Abendlicht hatten wir vom Feuerpalven (1.741 m) einen herrlichen Blick auf die umliegende Bergwelt.
630 hm ↑, 700 hm ↓, 9,5 km, Etappendauer: 4 ½ Std.
Freitag, 29.08.2014:
Nach geruhsamer Nacht im 6er-Zimmer und ein wenig kaltem Wasser im Gesicht ging es in leichtem Auf und Ab bis zur verfallenen Mitterhüttenalm. Unterhalb der Hanauer Laubwand wanderten wir auf schmalen Pfaden durch den wildromantischen Wald zur Wasseralm (1.415 m).
Seit kurzem wird die ehemalige Selbstversorgerhütte bewirtschaftet und so konnten wir uns mit einer hervorragenden Gemüsesuppe stärken und den Weg zum nächsten Aussichtspunkt, dem Halsköpfl (1.719 m), ansteuern. Von dort bot sich uns ein imposanter Blick auf den Königssee, St. Bartholomä und die Bootsanlegestelle am Südufer bei der Saletalm. Viele der Elektroboote tummelten sich auf dem grünblauen Wasser.
Auf der Westseite der Geländerippe des Funtenseetauerns passierten wir zwei kleine Seen: den Schwarzsee (1.588 m) und den Grünsee (1.424 m). Über die Himmelsleitern gelangten wir schließlich zum Kärlinger Haus (1.631 m), das wir noch kurz vor den ersten Regentropfen erreichten. Das Wetter hatte es bisher gut mit uns gemeint!
950 hm ↑, 1.000 hm ↓, 17 km, Etappendauer: 7 ½ Std.
Samstag, 30.08.2014:
Michael riss uns um 6:30 Uhr aus dem Schlaf, da uns wieder ein langer Tag bevor stand. Beim Abmarsch herrschte reges Treiben vor der Hütte: die Almer Wallfahrt sollte heute von Maria Alm über das Kärlinger Haus nach St. Bartholomä führen.
Ein letzter Blick zurück zum Funtensee (mit fast -50°C kältester Ort Deutschlands) bevor der Weg uns ein Stück auf den E10 führte. Nach kurzer Zeit mussten wir leider in voller Regenmontur weiterlaufen. Ausgerechnet jetzt stand uns das schwierigste Stück „nur für Geübte“ bevor: im Ofenloch wechselten sich Drahtseil gesicherte Stellen mit „greisligem Baatz“ (O-Ton Christl) ab.
Es ging weiter durch den Bärengraben, vorbei an der verfallenen Trischübelalm, zur Oberlahneralm (1.384 m) und über den Trischübelpass (1.764 m) hinunter ins hintere Wimbachgries. Halb vom Gries verschüttete Kiefern und abgestorbene Bäume erzeugten zusammen mit Gräsern und tief hängenden Wolken eine unwirkliche, zauberhafte und geheimnisvolle Stimmung.
Über die großen Schotterströme, welche der Gegend ihren einzigartigen Charakter verleihen, gelangten wir flach auslaufend zur Wimbachgrieshütte (1.327 m). Wohlige Wärme empfing uns und wir genossen die Pause im Trockenen.
Der weitere Weg führte uns durch das Wimbachtal vorbei am Wimbachschloss, und wir erreichten nach einem langen Tag unsere Pension Rehwinkel in Ramsau. (Ursprünglich wollten wir in der Wimbachgrieshütte übernachten, die jedoch schon 5 Tage nach Saisonöffnung zu dem Wunschtermin ausgebucht war.)
745 hm ↑, 1.700 hm ↓, 17,9 km, Etappendauer: 7 ½ Std.
Der Wetterbericht für den nächsten Tag verhieß nichts Gutes: 100 % Regenwahrscheinlichkeit, 35 l Niederschlag pro m², Schneefallgrenze bei 2.100 m, nachts auf 1.800 m sinkend. Unsere Überlegungen zu Alternativtouren konnten an den schlechten Bedingungen nichts ändern und so beschlossen wir, eine Entscheidung auf den nächsten Morgen zu verschieben.
Sonntag, 31.08.2014:
Überraschung!! Der Wettergott meinte es gut mit uns, es regnete nicht und die Strasse trocknet sogar langsam ab. Und so starteten wir nach einem reichhaltigen Frühstück gemütlich gegen 9:15 Uhr wie geplant in Richtung Watzmannhaus. Oberhalb der Wimbachklamm führte uns der gut ausgebaute Weg zügig hinauf über die Stubenalm zur Mittelkaseralm. Die bewaldete Landschaft hinter uns lassend, erreichten wir wieder offenes Gelände und die Talstation der Materialseilbahn, die zum Watzmannhaus führt. Ab hier wurde der breite Fahrweg von einem Steig abgelöst. Steil ging es nun bergauf zur Falzalm (1.610 m) und bald schon konnten wir das Watzmannhaus (1.930 m) erkennen. Die Schönwetterlücke endete abrupt: die Temperatur fiel merklich ab und heftiger Regen zum Teil mit Graupel setzte ein. Auf den letzten Metern zur Hütte wurden wir noch ordentlich nass. Wir beschlagnahmten den Trockenraum und verbrachten den Nachmittag bei guter Stimmung, heißer Suppe und Tee. Wanderer, welche vom Hocheck herunter kamen berichteten uns von einer rutschigen Neuschneeauflage. Hüttenwirtin Annette Verst meinte, das dieses Jahr mal wieder eines sei, welches jeden Monat Schneefall hat. Von den 228 Schlafplätzen des Watzmannhauses waren nur ca. 15 belegt – das sagt wohl so einiges über das Wetter aus!
1.250 hm ↑, 30 hm ↓, 8 km, Etappendauer: 3 ½ Std.
Montag, 01.09.2014:
Nach einer durchfrorenen Nacht mit langer Wollunterwäsche, dicken Socken, Daunenjacke, Kapuze und trotzdem kalter Nasenspitze meinten die Männer festzustellen, dass es im Zimmer mit geschätzten 12°C gar nicht sooo kalt ist, wie die Frauen empfanden. Den heulenden Wind in den Ohren und die Regentropfen am Fenster vor Augen war uns klar, dass wir das Hocheck (2.651 m) heute leider nicht besteigen konnten. So ließen wir das Frühstück gemütlich angehen, bevor wir uns im Regen an den Abstieg machten. Der Weg führte uns anfangs felsig und mit Drahtseilen versichert steil bergab über den Falzsteig, sicher angeleitet von Michael. Vorbei an der Kührointalm (1.409 m) ging es dann auf breitem Schotterweg vollends hinab an den Königssee.
Eine schöne Tour ging einen Tag früher als geplant zu Ende. Jetzt wussten wir, es hieß Abschied nehmen von Watzmanngipfeln in Nebelschwaden, Königssee und mit Drahtseil gesicherten Erlebnisstellen …
1.340 hm ↓, Etappendauer: kaum mehr als 3 Std. (Rekord verdächtig – so meinten zumindest die Teilnehmerinnen und auch Michael ließ sich zu einem Lob hinreißen … )
Text: Diana Burkhardt, Birgit Göser, Christl Herfellner, Michael Tramer
Bilder: Michael Tramer