LL-Ausfahrt mit Schnupperkurs im Biathlonzentrum,
27.02. - 01.03.2015
"Du schießt schon wieder auf die Vier! Du musst auf die Drei zielen" tönt es neben mir. Wir sind im Biathlon-Zentrum in Kaltenbrunn direkt hinter Garmisch-Partenkirchen bei einem Schnupper-Biathlon-Kurs. Genau, beim Schießen muss man unbedingt die richtige Bahn mit den jeweils 5 Scheiben anvisieren, erst die Bahn-Nummer oben suchen und dann die 5 Scheiben daneben treffen. Die Entfernung beträgt immerhin 25 m; da kann man sich auch schon mal in der Spur vertun!
Das Kleinkaliber-Gewehr, mit dem wir schießen dürfen, wiegt 3,5 kg und kostet ca. 2.000 €. Die Biathlon-Nachwuchs-Kinder schießen allerdings nur mit Lasergewehren und damit auch nur 10 m weit. Wir dürfen hingegen nur im Liegen schießen, aber auch das will gelernt sein. Das Hinlegen mit Skiern auf eine Matte ist nicht so einfach: erst auf die Knie, dann die Stöcke in Greifweite ablegen, dann Gewehr nehmen und das Magazin mit 5 Schuss Munition einlegen, Gewehr laden, auf den Holzblock aufsetzen (das dürfen wir auch) Auge an die Kimme, dann das Ziel in der Reihe suchen (Bahn-Nummer!!) Kimme auf Korn, und wenn dann die Scheibe in der Mitte ist, mit dem „gefährlichen“ Zeigefinger auslösen. Das Biathlonzentrum hat schon 64 Medaillen-Gewinne zu verzeichnen. Die prominenteste Athletin, die dort trainierte, ist Magdalena Neuner. Sie wohnt hier ganz in der Nähe, in Wallgau.
Das Biathlonzentrum verfügt über 25 Schießstände, das sind 5 Stände zu wenig, um internationale Wettkämpfe austragen zu können. Und leider kann man die Bahn auch nicht mehr ausbauen; auf der einen Seite ist ein Waldstück, welches unter Naturschutz steht, und auf der anderen Seite fließt ein kleiner Bach. Das alles erfahren wir bei der Einführung ins Schießen.
Für uns ist das Stadion jedoch bei Weitem groß genug; wir haben 4 Schießstände für unseren Kurs in Beschlag genommen. Wir üben erst mal das Hinlegen und Schießen; danach schießen wir unter Belastung, das heißt, wir laufen eine Stadionrunde von ca. 350-400 m und als krönenden Abschluß machen wir dann mit 4 Mannschaften, alle mit jeweils gleichfarbigen Leibchen, einen Staffellauf, bei welchem jeder eine Stadionrunde laufen muss und danach alle 5 Scheiben treffen sollte. Wer nicht alle Scheiben getroffen hat, muss sogar entsprechende Strafrunden laufen. Das war eine sehr interessante Erfahrung für uns alle. Da bekommt man einen ersten Eindruck über die Leistung der Biathleten. Und wir durften ja sogar noch im Liegen schießen mit Gewehrauflage und die großen Scheiben vom Stehend Schießen zählten bei uns, sonst hätten wir bedeutend weniger Chancen gehabt.
Nach dem spannenden Biathlon-Wettkampf haben wir uns erst mal in unserem gemütlichen Hotel am Barmsee gestärkt und sind danach hoch motiviert auf die Hausloipe und vom Barmsee nach Wallgau (Wohnort von Magdalena Neuner) und wieder zurück gelaufen. Am Nachmittag und in der Nacht gab es Neuschnee - der nächste Tag, ein Samstag, offenbarte sich uns als Wintermärchen mit verschneiten Bäumen.
Heute stand die Loipe an der Isar entlang von Wallgau bis nach Vorderriß mit dem verheißungsvollen Namen „Kanada-Loipe“ auf dem Programm. Sie ist 15 km lang, auf der ganzen Strecke kommt keine Ortschaft, kein Haus, keine Einkehrmöglichkeit und auch keine Möglichkeit abzukürzen, da auch keine Straße die Strecke kreuzt. Nur Einsamkeit. Erst am Ende der Strecke, in Vorderriß gibt es ein Lokal „Zur Post“. Jeder Teilnehmer hat sich daher entsprechend präpariert, Getränke und Verpflegung eingepackt. Dann ging es los auf den endlosen Weiten von Kanada bzw. entlang der Isar-Auen. Jeder von uns hatte so seine Assoziationen mit der kanadischen Wildnis und der dortigen Einsamkeit, und das in Bayern! Die ersten 9 km der Strecke verlaufen parallel zur Isar, ab und zu mit Querungen des verzweigten Flussbettes. Danach folgen einige Steigungen, die Loipe verläuft durch einen zauberhaften Winterwald, immer wieder gibt es Auf- und Abstiege. Kurz vor Vorderriß mussten wir ein breites Flußbett eines Isar-Seitenflusses durchqueren, ein Schild warnte uns vor der Sprungflut. Zum Glück ist da im Winter keine Gefahr in Verzug. Rechtzeitig zur Mittagspause gegen 13.30 h sind alle Teilnehmer im Gasthof in Vorderriß angekommen, alle sind ganz stolz und begeistert von der Schönheit und Einsamkeit dieser besonderen Landschaft. Die meisten Teilnehmer nehmen das Angebot des hiesigen Busunternehmens gerne an und fahren gemütlich mit dem Ski-Bus zurück nach Wallgau bzw. direkt bis zum Hotel. Der andere Teil der Gruppe läuft die ganze Strecke bei Sonnenschein retour und kann dabei den Blick auf das Karwendel-Gebirge genießen.
Vor dem Abendessen lassen wir es uns noch in der Haussauna gutgehen und unsere müden Muskeln und Knochen aufwärmen.
Am letzten Tag begeben wir uns auf die Schwarze Loipe direkt neben dem Hotel, welche zu Recht den Namen „Panorama-Loipe“ genießt. Hier geht es um unseren See, der dem Hotel den Namen gibt, nämlich den Barmsee. Danach geht es einen schier nicht enden wollenden Berg hinauf. Da wird der Kreislauf direkt schon nach dem Frühstück zu Höchstleistungen angeregt. Immerhin haben wir uns durch diesen ewigen Aufstieg einige lange Abfahrten erarbeitet. Der nächste See, den wir umrunden, heißt Geroldsee und liegt ebenfalls in traumhafter Umgebung. Hier geht es erst über Streuobstwiesen und danach durch einen Wald mit besagten langen Abfahrten. Diejenigen, welche noch einen See sehen wollten, sind ohne Skier zu Fuß über einen kleinen Fußpfad zum Grubsee gelaufen und haben sich dort von der Existenz der langen Rutschbahn überzeugen können. Die andere Gruppe lief noch auf der Hausloipe nach Wallgau, entlang der „Magdalena-Neuner-Loipe“ und zurück. Zum Abschluss kehrten wir alle nochmals im Hotel Barmsee ein und nahmen bei herzhaften Knödeln oder leckerem Kuchen Abschied von der Gegend. Danach brach auch so langsam der Föhn ein und erleichterte uns damit den Abschied vom Karwendelgebirge.