Rumänien, 02.07. - 09.07.2023

Sektionsreise über den Summit Club vom 2. Juli bis 9. Juli 2023

Ab nach Transsilvanien - Das Königsteingebirge lockt in Rumänien mit manch Überraschung
In Herrmannstadt (Sibiu) angekommen, steht eine Stadtführung auf dem Programm. Unser Stadtführer Michael bringt uns informativ und sehr unterhaltsam über die Siebenbürger Sachsen und die Europäische Kulturhauptstadt Sibiu aus dem Jahr 2007 auf Stand. Auf dem zentralen Platz findet derweil das Finale eines mehrtägigen Theaterfestivals statt, wir sind mittendrin dabei, in dieser erfrischend jungen und aufgeschlossenen Stadt.
Am ersten Wandertag fahren wir zum Ausgangspunkt über die atemberaubende Transfogarascher Hochstraße zum Balea See. Der Gletschersee auf 2034 m Höhe im Fagaras-Gebirge liegt in einem Schutzgebiet und bietet ein tolles Fotomotiv. Der Altschnee spiegelt sich und wir bekommen einen ersten Vorgeschmack, was uns weiter oben noch erwarten wird. Gangsicherheit und Konzentration sind gefragt. Bei einer Trinkpause dann die Überraschung, wir sehen in sicherer Entfernung einen Bären absteigen. Tages- und Übernachtungsziel ist die Cabana Podragu auf 2136 m, der höcht gelegenen Hütte in Rumänien. Die erreichen wir nach viel Auf und Ab samt dem Gipfelerfolg auf dem Vanatoarea lui Buteanu auf 2507 m. In der schön gelegenen Berghütte hat die Inhaberin Corinna das Sagen. Ihr Wort ist Gesetz, also Schuhe ausklopfen und ja keine Rucksäcke auf die Metallbetten stellen. Das Essen im Emaille-Geschirr ist einfach und ausreichend, die Hütte unbeheizt. Waschraum und Sitz-WC sind vorhanden. Und jetzt lernen wir Elfi kennen. Elfi ist eine Toilettenpapierrolle und ohne die geht es wirklich nicht. Frühstück um 6:30 Uhr, Lunchpaket einpacken und Abmarsch Richtung des höchsten Karpatengipfels, dem Moldoveanu auf 2544 m.

Der Riese der Transsilvanischen Alpen
Wir sehen den höchsten Gipfel Rumäniens lange nicht, freuen uns an der Pflanzenvielfalt und dem sonnigen Wetter, sehen Murmeltiere, meistern kleine Kraxelpassagen, queren Schneefelder. Dann endlich, der finale Anstieg über den Vorgipfel, der als Rucksackdepot dient und weiter voll konzentriert samt Einsatz der Hände zum Hauptgipfel Moldoveanu. Gruppenbild und leider keine Sicht, wir stehen in den Wolken. Im weiteren Verlauf bessert sich das Wetter nicht. Ein langer Abstieg steht uns mit 2100 Höhenmetern bevor. Gerade als wir den hochalpinen Bereich verlassen, beginnt es zu tröpfeln, es folgen Gewitter und Starkregen. Braune Brühe schießt gen Tal und wir kämpfen uns nass bis auf die Unterhose stundenlang hinab, wo uns der Bus aufnehmen soll. Doch so nass und schmutzig geht das nicht. Es gibt große Müllbeutel für Schuhe und Klamotten. Nie war die Freude über gebrauchte aber noch trockene Wäsche aus dem Rucksack größer. Darauf erst mal ein Gipfelbier!

Transfer nach Zarnesti ins Guest House im Kreis Brasov, Region Siebenbürgen
Das Piatra Craiului (Königstein) Gebirge wartet und mit ihm die nächste Hütte für eine Übernachtung am Berg, die Curmatura Hütte. Beeindruckend schön präsentiert sich die Karstlandschaft im Nationalpark, spektakuläre Steinformationen, Klüfte, Klammen sowie eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, ab und an sorgt eine erfrischende Quelle für den Trinkwassernachschub.
Der dritte Wandertag startet, wiederum mit gepacktem Rucksack für eine Nacht, am Guest-House in Zarnesti. Ein Teilnehmer aus unserer Gruppe freundet sich am Morgen mit einem Hund an. Er begleitet uns nun nahezu auf der gesamten Strecke. Ein Name war schnell gefunden, „Elfi“.
Wir marschieren die Strada Raului entlang bis zu einer Quelle, mit dem so sagt man uns besten Wasser aus der Region füllen wir unsere Getränkeflaschen für den Aufstieg. Es geht auf schmalen steilen Wegen durch den Wald hinauf zu Curmatura Hütte auf 1430m Höhe. Ein Hüttenhund und sozusagen Hüttenfuchs dürfen auch nicht fehlen. Die beiden Dixi-Toiletten und der Outdoor-Waschraum erinnern uns an frühere Bergtouren in den Alpen. Für die Nachmittagswanderung benötigen wir nur ein kleines Handgepäck, deshalb verstauen wir den Rest im geräumigen Lager der Hütte. Statt Lunchpaket gibt es leckere Suppe und einen ausgezeichneten Kuchen. In jedem Kuchenstück versteckt sich ein kleiner Zettel mit einem Spruch. Nachdem für den Nachmittag wieder Regen und Gewitter drohen, entscheiden wir uns für eine kleinere Runde hinauf zum Saua Crapaturii und genießen die Aussicht. Wer Lust hatte, kletterte noch ein kurzes Stück hinauf in Richtung kleiner Königstein.
Am nächsten Tag war der Wettergott nicht ganz auf unserer Seite. Die geplante längere Kammüberschreitung im Großen Königstein geht nur in Kurzvariante. Nach einem super Frühstück steigen wir mit leichtem Gepäck steil durch den Wald hinauf, dann weiter den Felsen entlang bis hinauf zum Saua Padinei Inchise. Von dort dem Kamm entlang mit kleinen Klettereinlagen zum Padona Popii 1970 m und weiter zum Ascutit 2150 m. Die Fernsicht ist wieder toll. Die Gipfelrast wird wegen der nahenden Gewitterfront verschoben. Eiligen Schrittes, aber trotzdem achtsam, geht es durch das Geröll abwärts, dann über sanfte schön blühende Wiesen und den Wald zur Hütte, wo die ersten Regentropfen fallen. Wir packen unsere restlichen Utensilien zusammen, genießen nochmals den Kuchen und steigen mit dem Regenschirm bewaffnet über Wiesen, dann durch ein sehr schönes Waldstück hinab zur „Schlucht“. Entlang eines tosenden Baches und tollen Felsformationen mit Klettermöglichkeiten, welche an die Samaria Schlucht auf Kreta erinnert, ging es zurück zur Unterkunft.

Neuer Tag, neues Ziel
Eigentlich wollen wir den La Om auf 2238 m besteigen, sogar überschreiten. Die angesagte Gewitterneigung und das späte Frühstück fordern jedoch eine Planänderung. Die Tour fällt kürzer aus, wir beschränken uns auf eine schöne Wanderung mit ein wenig Kletterei und sind überrascht, wie grün und gesund aussehend die Wälder hier sind. Karstgestein führt auch hier zu tollen Fotomotiven, mit dem blauen Himmel im Hintergrund und den sattgrünen Wäldern beeindruckend schön. Die Nacht nach einem tollen Abendessen bringt erneut schwere Regenfälle.

In Bram wartet das Drakula-Schloss
Weil wir so gerne wandern, laufen wir in Richtung Bram. Dass diese Wanderung ganz besonders wird, merken wir schnell. Der Bus kämpft sich beim Kurztransfer zum Start im Naturpark durch sehr viel Wasser. Land unter auch auf allen Wegen. Wir lassen uns nicht abschrecken, streifen dennoch durchs sanfte Hinterland, bewundern alte und teilweise verlassene Häuser und Höfe. Treffen im Verlauf auf kleine Siedlungen, auf deren Bewohner und sehen das einfache Leben auf dem Land. Teilweise geht es auf überfluteten Wegen ohne Schuhe vorwärts, wir kommen barfuß überraschend flott voran. Das letzte Teilstück sammelt uns der Bus wieder auf. In Bram ist es aus mit Ruhe und Natur, Massen strömen ins weltberühmte Drakula-Schloss und wir sind mittendrin. Danach Transfer nach Sibiu.

Zurück nach Sibiu
Abschlusstag und wieder zeigt sich Sibiu von seiner besten Seite. Jetzt gibt es auf der großen Bühne Jazz für alle, zudem rüstet sich die Stadt für das große Radrennspektakel am nächsten Tag. Wir essen sehr gut, auch wenn uns, wie an den Tagen zuvor, die Auswahl der meist in Landessprache verfügbaren Speisekarten etwas schwerfällt. Verabschiedung von Costin dem Bergführer und ab in die laue Nacht.

Gemütlicher Sonntag mit Abreise
Ein Frühstück am zentralen Platz an einem sonnigen Morgen, was will man mehr. Um uns herum der Trubel des Radrennens, welches wir im weiteren Verlauf auf einem Bildschirm verfolgen können. Ein kleiner Ausflug auf den Markt samt Einkauf, Flanieren und bummeln, bevor wir die Heimreise antreten.

Rumänien zeigt sich als interessantes Reiseland, sehr vielseitig, aufgeschlossen, frisch und landschaftlich ursprünglich schön.
 
Text: Sabine Ries & Elke Partsch
Bilder: Teilnehmer

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