Rundwanderung durchs Kaisergebirge, 04.07. – 08.07.2014

1. Tag:
Nach staufreier Fahrt bis Kufstein beginnen wir, 4 Teilnehmer und Tourenleiter Michael, bei gutem Wetter den Kaiseraufstieg (285) Stufen und wandern entlang dem Kaiserbach bergauf. Die erste Rast legt die Gruppe auf der Rietzalm mit Kaffee und Kuchen ein, um dann gestärkt die letzten Höhenmeter zur Vorderkaiserfeldenhütte zu bewältigen. An diesem Tag haben wir ca. 5 km und 1.050 Höhenmeter ↑ zurückgelegt, ein gemütliches Warmlaufen also. Da den beiden Damen das noch nicht ausreichte, unternahmen sie noch einen kleinen Abstecher zur Naunspitze (1.633m), während die Herren das Sonnenbad im Liegestuhl vorzogen. Danach frischte man seine botanischen Kenntnisse im Alpenpflanzengarten auf. Frisch geduscht genossen alle ein vorzügliches Abendessen.

 

2. Tag:
An diesem Tag wanderten wir entlang dem Kamm des Zahmen Kaisers. Uns boten sich viele atemberaubenden Ausblicke auf die bewaldeten Alpenvorberge und den 1.300m unter uns liegenden Walchsee. Der Wettersteinkalk zeigt verschiedene Karsterscheinungen: Dolinen und Karren. Wir absolvierten am Vormittag bei bewölktem Wetter verschiedene Gipfel: das Petersköpfel (1.745m), der Einser- und Zwölferkogel (ca. 1.900m) bis hin zur Pyramidenspitze (1.997m), zwischen denen Schuttrinnen steil nach Norden abfielen. Von dort aus ging es nach kurzer Pause bei Sonnenschein einen langen, beschwerlichen Geröllabstieg hinunter, der nur durch den Anblick einiger Gämsen gemildert wurde. Nach der Mittagsrast an der ziemlich dünn sprudelnden Kaiserquelle ging es dem eigentlichen Tagesziel, dem Stripsenjochhaus (1.577m), entgegen. Kurz vor der Hütte erreichten uns noch zwei winzig kleine Regenschauer, welche nicht einmal eine Regenjacke erforderlich machten. Insgesamt legten wir an diesem Tag ca. 13 km mit 1.220hm ↑ und 1.020hm ↓ zurück. Wie auch tags zuvor genossen wir ein reichhaltiges Bergsteigeressen zusammen mit dem wohlverdienten Bier. Bald darauf konnten wir in einem komfortablen 6-Bettzimmer nächtigen.

 

3. Tag:
Die Sonne blieb uns auch an diesem Tag durchgehend treu und so begannen wir erst einmal unseren Abstieg, um dann glücklicherweise noch im Schatten auf gut versichertem Weg die Steinerne Rinne zum Sattel des Ellmauer Tors (2.006m) aufzusteigen, immer mit Blick auf etliche Kletterer in Fleischbank, Beicht- und Predigtstuhl. Die fast senkrechten Kalksteinwände reichen bis zum V. Grad.
Wer dann noch Kraft und Reserven hatte, konnte über Geröll und mit leichter Kletterei zur Hinteren Goinger Halt (2.192m ) aufsteigen, um auf dem Gipfel einen herrlichen Ausblick auf die Karlspitze, Ackerlspitze und einen letzten Blick auf das Stripsenjochhaus zu genießen.
Weiter ging es bergab durch Geröll zum Jubiläumssteig. Als normaler Wanderweg über ausgesetzte Bänder ausgeschrieben, überraschte uns der Steig mit vielen versicherten Stellen und Leitern, die von einigen Bergwanderern mit Klettersteigset begangen wurden. Manche hatten Kinder dabei, die aber anscheinend gut mit den Schwierigkeiten fertig wurden.
Trotz der zum Teil bis 14 kg schweren Rucksäcke fanden alle einen sicheren Halt entlang der Stahlseile. Für die Mühe entschädigte dann umso mehr der Blick auf das Ziel dieses Tages, die höchstgelegene Hütte des Kaisergebirges, die Gruttenhütte auf 1.620 Metern, ein beliebter Treffpunkt für Kletterer und Tagesausflügler.
Von der Terrasse der Hütte hatten wir einen wunderbaren Überblick über die Kitzbühler Alpen, dominiert vom Kitzbühler Horn. Etwas weiter hinten konnte man die bis über 3.700m hohen und vergletscherten Gipfel des Alpenhauptkamms, die Hohen Tauern und die Zillertaler Alpen sehen. Am meisten gefiel der Großvenediger in seiner weißen Pracht.
Sehr empfehlenswert ist auf der Gruttenhütte der selbst gemachte Schweinsbraten, was leider nicht für das Frühstück galt. Auch Lunchpakete sind auf dieser Hütte unbekannt.  Insgesamt ist das Personal individuellen Wünschen gegenüber wenig aufgeschlossen, was man an der Reaktion zur Frage nach dem Lunchpaket entnehmen kann: "Man ist ja kein Luxushotel, sondern in den Bergen."
Dieser Tag bescherte uns ca. 5 km, auf die sich 920↑Höhenmeter und 890↓Höhenmeter verteilten.

 

4. Tag:
Der letzte Tag bot einen gemütlichen Abstieg von der Gruttenhütte über den Wilden-Kaiser-Steig durch Geröllfelder, auf denen Gruppen von Gämsen nach Fressbarem suchten, Latschen und lichten Wald. Bei einer wohlverdienten Pause auf der Steiner-Hochalm, wo uns die Wirtin mit frischer Buttermilch versorgte, überraschte uns der Hüttenwirt mit Harfenmusik.
Derart gestärkt begannen wir den letzten Abschnitt unserer Wanderung, welche uns durch die beschauliche Rehbachklamm führte und in Scheffau endete. Dort hatte uns die Zivilisation wieder und nach kurzer Busfahrt gelangten wir zu unserem Ausgangspunkt, dem Parkplatz am Ende des Kaisertals.
Nun hieß es Abschied nehmen und die Rückfahrt nach Stuttgart antreten. Pünktlich zur Abfahrt türmten sich schwarze Gewitterwolken auf, die uns jedoch nichts mehr anhaben konnten.
Wir erlebten eine gelungene, kurzweilige und gut organisierte Wanderung in einer der landschaftlich reizvollsten Teile der Alpen.

 

Text: Kristina Weyrich, Hans-Georg Kerler, Michael Tramer
Bilder: Michael Tramer

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