Schneeschuhtouren im Villgratental, 16.02. - 20.02.2023

Mit Nachschlag und Suppe - aber ohne Sahne - Schneeschuhtouren im Bergsteigerdorf Innervillgraten in Osttirol.

Dem Geheimtipp Villgrater Berge auf der Spur vom 16. - 20. Februar 2023.

Das Villgratental zählt sich zum erlesenen Kreis der österreichischen „Bergsteigerdörfer“ - ursprüngliche Bergorte mit dem Bewusstsein über den notwendigen Einklang zwischen Natur und Mensch und dem Respekt der natürlichen Grenzen. Nachhaltigkeit und Nähe zum Gast sind hier oberstes Gebot. Die tatsächlich ausgeprägte Gastfreundschaft der Villgrater empfängt unsere 12-köpfige Gruppe in einem der ältesten Gebäude Innervillgratens, dem traditionellen Dorfgasthaus Raiffeisen in der Ortsmitte. Gebaut im 17. Jahrhundert als Bauernhof, seit 1892 als Gasthof geführt und inzwischen traditionsbewusst renoviert. Gemütliche Zimmer, getäfelt mit Fichten- und Zirbenholz samt Bad laden auf erholsame Stunden nach den Schneeschuhwanderungen in der direkten Umgebung und teilweise sogar ab dem Gasthof ein.

Auf einem ersten gemütlichen Akklimatisationsspaziergang zur Taletalm ohne Schneeschuhe, beeindrucken die liebevoll renovierten Holzhäuser an den recht steilen Hängen sowie eine alte gut erhaltene Getreidemühle. Die schöne Dorfansicht prägt zudem die barocke Pfarrkirche St. Martin. Vor Ort finden sich zudem ein Bäcker, ein kleiner Einkaufsladen, ein Lädchen für Mitbringsel aller Art sowie weitere gastronomische Betriebe.

Bestens versorgt beim Abendessen mit Nachschlag für alle, die gerne größere Portionen verputzen und einem Frühstücksbuffet, bei dem man den Überblick verlieren kann, stehen für das verlängerte Wochenende vier Gipfel auf dem Programm. Damit wir nicht vom Weg abkommen sorgen Elke Partsch und Ingo Pfäffle.

Zunächst geht es mit dem Auto wenige Kilometer bis nach Kalkstein zum Parkplatz an der Kirche. Von dort gleich neben der Naturrodelbahn zu Fuß in Richtung Gaishörndl (2615 m). Ein Automat checkt unsere LVS-Geräte beim Vorbeilaufen, super Idee, wie wir finden. Sicherheit ist auch beim Schneeschuhlaufen oberstes Gebot. Spätestens als wir die ersten, etwas älteren Lawinenabgänge sehen, ist klar, da will keiner darunter liegen. Entlang des Roßtalbaches steigen wir stetig bergan, durch teilweise unberührtes Gelände bis hin zum finalen Steilaufschwung auf den Gipfel. Nach rund 1000 Höhenmetern empfängt uns der vorausgesagte starke Wind an einem außergewöhnlich schönen Gipfelkreuz.

Gut eingelaufen starten wir am nächsten Morgen direkt vom Dorfgasthaus in Richtung Marchkingele auf 2545 m. Der Weg führt am noch kühlen Morgen über teils harschigen Schnee durch das Oberhofer Tal weitgehend ohne Steilhänge nach oben. Den Gipfel bereits im Blick, fordern die letzten Höhenmeter nochmals Power und stramme Waden. Belohnt durch den tollen Ausblick auf die Sextener Dolomiten geht es nach nur kurzer und recht windiger Gipfelrast zügig die 1200 Höhenmeter wieder auf gleichem Weg zurück in unser gemütliches Basislager mit Sauna.

Tag drei wartet mit dem für uns höchsten und schönsten Ziel, der Kreuzspitze 2624 m auf uns. Perfektes Winterwetter mit einem strahlend blauen Himmel und nahezu frühlingshaften Temperaturen bei geringer Lawinengefahr sorgen für einen unvergesslichen Schneeschuhtag. Trotz kräftiger Windböen im Gipfelbereich, genießen wir ausgiebig die grandiose Rundumsicht zu den Drei Zinnen, den Lienzer Dolomiten, dem Karnischen Kamm, Alpenhauptkamm und in die Hohen Tauern. Im Blick haben wir zudem den Großglockner und Großvenediger und sehen hinab ins Villgratental. Als Fotomotiv schlechthin präsentiert sich die mit Gebetsfahnen umwehte Steinpyramide neben dem eher schlicht daherkommenden Gipfelkreuz.

Am Abreisetag müssen wir einfach nochmal auf eine Wanderung los, quasi als Bewegungsnachschlag. Als kurze Abschlusstour wählen wir die Tour zur Pürglers Kunke auf 2500 m. Start und Ziel ist erneut der kleine Weiler Kalkstein mit der neugotischen Wallfahrtskirche Maria Schnee.

Nun lüften wir auch das Geheimnis rund um Suppe und Sahne. Die Vorspeisensuppe gab es auf Vorschlag der Gastgeber bereits direkt nach dem Eintreffen am Nachmittag im Gasthof Raiffeisen. So löffelten wir begeistert Sellerie-Apfelsuppe, Grießklöschen-, Tomaten- und Brotsuppe bis auf den letzten Löffel aus und konnten mit warmem Bauch ganz entspannt dem Abendessen entgegen sehen. Dort kam dann die Sahne ins Spiel, die je nach Bestellung für Lacher sorgte. Beim Wein ohne Sahne, beim Eis mit oder doch ohne. Die Kellner waren immer für einen Spaß zu haben. Toll war, dass die Gastgeber auch spontan auf Sonderwünsche reagiert haben. Mit und ohne Sahne eben.

Wir verlassen das Villgratental, das kurze abgeschlossene alpine Hochtal vom Ostiroler Pustertal, begeistert. Es kommt Lust auf, das Tal auch im Sommer zu besuchen. Da locken Blumenwiesen und Almen, Seen und Kultur, Schmugglersteige, der Bonner Höhenweg und natürlich noch viele weitere Gipfel, die bis an die 3000 m reichen.
 
Text: Ute Stolzmann/Sabine Ries
Bilder: Teilnehmer

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