Schneeschuhtouren in den Kitzbüheler Alpen, 24.02. - 28.02.2022

Knödel gut – alles gut, oder warum die mit Schneeschuhen erreichten Gipfel in den Kitzbüheler Alpen für die
Teilnehmer nun die Knödelberge sind.
Ziel des letzten auf fünf Tage verlängerten Februarwochenendes 2022 ist die Bochumer Hütte/Kelchalm in der Gemeinde Aurach bei Kitzbühel. Vom Winterparkplatz geht es über die Forststraße, die winters als Rodelbahn präpariert ist, zunächst entlang eines Baches und durch den Wald stets bergan. Links lassen wir eine Ruine liegen, die an den Bergbau längst vergessener Tage erinnert, als hier Tonnen von Kupfererz zu Tage befördert wurden. Der Wald lichtet sich und nach rund 90 Minuten Schneeschuhmarsch zeigt sich die schmucke Kelchalm auf 1432m mitsamt Hühnern, Schafen, Hüttenkund und Katze. Die Alpenvereinshütte hat fast zweihundert Jahre auf dem Buckel, wurde renoviert und überrascht mit einem hellen großen Waschraum mitsamt Dusche und Warmwasser sowie großzügig angelegten Mehrbettzimmern. Die alten Holzböden und Treppen knarzen bei jedem Schritt, sorgen aber mit den rustikalen, teils recht niederen Türen und Retroeinrichtungsgegenständen für eine urige Gemütlichkeit. Zudem finden sich Rückzugorte auf allen Etagen. Schnell noch raus in den Schnee zur LVS-Übung und der Schneeschuhspaß mit Ingo Pfäffle und Elke Partsch kann beginnen. Die erste Tour führt bei durchwachsenem Wetter mit anfänglichem Schneefall durch den fast märchenhaft verschneiten Nadelwald, über das Gnadenbrückle, weiter über freies Almgelände mit noch unberührten Schneeflächen und steile Hänge zum Saaljoch (1875m) und auf den Saalkogel (2006m). Tierspuren und eine Gemse zeigen sich im lichter werdenden Tann. Nur die im Schnee knirschenden Schneeschuhe durchbrechen die himmlische Ruhe. Nach einem kurzen Abstieg folgt der Gegenanstieg zum Rauber (1972m). Der nun kalte Wind bläst uns fast vom Fleck, dichte Bewölkung und Nebel sorgen für einen kurzen Whiteout. Das GPS weist den Weg. Am Gipfel des Raubers hat die Sonne ein Einsehen mit uns frierenden Gestalten und kämpft sich mühsam durch die weiße Wand. Pulverschnee satt für den Abstieg vom Rauber im Laufschritt und ein wenig Aussicht belohnen uns für die geschafften Höhenmeter. Weiter stapfen wir über den Kamm zum Hahnenkampl (1812m). Bergab im Slalom durch den Wald und freies Gelände erreichen wir wieder die Heimat auf Zeit, wo bereits eine warme Gaststube, Kaiserschmarren und frisch gebackener Kuchen auf uns warten. Auch am zweiten Tourentag rieselt emsig der Schnee. Kurzerhand dehnen wir das Frühstück aus und nehmen den Hausberg Laubkogel (1760m) in Angriff. Der Anmarsch erfolgt durch Wald und Almgelände auf den Laubkogel. Weiter über den schon bekannten Hahnenkampl. Unsere Spuren vom Vortag hat der Neuschnee fast unsichtbar gemacht. Wie wir durch den Schnee stapfen, spuren und manch technischen Schneeschuhkniff an eisigen und steilen Passagen anwenden müssen, kommt das Hirngespinst auf, sich für jeden erreichen Gipfel (egal wie hoch) mit einem Knödel zu belohnen. An diesem Tag also zwei Knödel. Am Vortag stolze drei Knödel. Fortan sind wir auf Knödeltour unterwegs und statt einem Berg heil, schallt jetzt ein Knödel heil vom Gipfel und uns läuft das Wasser im Mund zusammen. Als ob die Ohren der Hüttenwirtin überall sind, gibt es abends tatsächlich Semmelknödel mit Krustenbraten. Für den kleinen Knödelhunger zwischendurch sind zudem immer Kaspressknödel in der Suppe oder mit Salat vorrätig. Es sei verraten, wir schaffen trotz großer Anstrengung beim Essen keine fünf und schon gar keine sieben oder mehr Knödel. Denn unsere dritte Knödeltour hat es in sich und bringt ein Joch mit Kreuz, das Tor (mindestens ein halber Knödel) und die Gipfel Teufelssprung (2174m) und Gamshag (2178 m) mit ins Spiel. Bei eiskaltem Kaiserwetter starten wir mit dem Ziel Oberkaseralm unter den felsigen Nordabstürzen unterhalb des Tristkogels und steigen weiter bergan zum Tor mit Blick auf den Wilden Kaiser und das Kitzbüheler Horn. Zunächst gemütlich über freies Almgelände der Toralm geht es dann steil bergan über ein Joch zum Teufelssprung. Gute Spurarbeit ist mehr als nötig, um alle 15 Schneeschuhwanderer sicher auf den Gipfel zu bringen. Freie Sicht und ein Panoramablick mitsamt Großvenediger und Hochkönig belohnen die schweißtreibende wie aufregende Herausforderung der letzten Höhenmeter. Den Gamshag schon im Blick, führt der Weg auf dem stark überwechteten aber beeindruckenden Kamm zum zweiten Gipfel, also Knödel, des Tages. Wer steil aufsteigt, steigt auch wieder steil ab. Wir über den Osthang zum Hochtorsee, weiter zur Toralm und auf dem Zustieg zurück zur Hütte. Um uns herum jauchzen die Skibergsteiger bei der Abfahrt und ziehen dabei elegant ihre Bögen in den frischen Schnee. Bei uns gleicht das Abstiegsgelände eher einer breit angelegten Trampeltour, was dem Spaß im unberührten Schnee aber keinen Abbruch tut. Der letzte Hüttenabend verspricht besonders gesellig zu werden. Zum einen gibt die Wirtin eine Runde Enzian aus, zum anderen entdecken wir im Bücherregal einen schmalzigen Groschenroman, der uns nicht nur einmal die Tränen in die Augen treibt. Vor Lachen versteht sich und vor allem, weil am Vortragenden der Schlüsselszenen in Sachen menschlicher Begegnungen, Stefan Eckl, ein Schauspieler verloren gegangen ist. Mit einer rasanten Rodelabfahrt zum Winterparkplatz endet das lange Schneetourenwochenende. Die neue Bewertung nachfolgender Touren nach Knödel, anstatt nach Gipfeln und Höhenmetern, ist zudem abgemachte Sache. In diesem Sinne: Knödel heil oder auch Knödel gut – alles gut!
 
Text: Sabine Ries
Bilder: Teilnehmer

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