Schneeschuhtouren in Kleinarl (Radstädter Tauern),
19.02. - 22.02.2016

von Claudia Gräfe

Am Freitag den 19.2.2016 ging es mit 13 Personen und drei Autos vom Park und Ride-Parkplatz bei Kirchheim nach Kleinarl wo wir unsere Tourenführer Elke und Ingo wie geplant getroffen haben. Schon auf der Hinfahrt sind wir von der derzeitigen Politik eingeholt worden. Auf der Gegenfahrbahn war vor der Grenze ein langer Stau und die Ansage im Radio mit 45 Minuten Verzögerung. Alles nur wegen der derzeitigen Grenzkontrollen. Da lernt man Schengen schätzen. Für die Rückfahrt plante ich schon jetzt zumindest gedanklich eine Stunde mehr ein. Doch wir sollten, wie so oft in diesen Tagen Glück haben. Mit 5 Minuten Verzögerung kamen wir auf der Rückfahrt durch die Kontrolle.
Von Kleinarl ging es dann über Forstwege, Wiesen und Wälder durch den guten Schnee ohne besondere Vorkommnisse auf die Kleinarler Hütte. Schon auf dem Weg ist uns der Hüttenwirt Ralf mit seinem Skidoo entgegen gekommen und hatte den ersten flotten Spruch auf Lager. Eines war uns gleich klar, da sollten in den nächsten Tagen noch viele folgen.
Wem die meisten DAV Hütten zu modern sind und wer sich nach dem alten Charme einer Hütte aus dem letzten Jahrhundert sehnt, ist in dieser gemütlichen Hütte gut aufgehoben. Allerdings sollten demjenigen kalte Zimmer, klemmende Türen und knarrende Betten und Dielen nicht stören ;-)
Nach der Ankunft um ca. 16:00 ging es zum Aufwärmen an den heißen Kachelofen und Ingo musste Elke nicht lange überreden, die LVS Suchübung auf den nächsten Tag zu verschieben.
An diesem Abend hatte ich eines meiner ganz persönlichen Highlights dieser Tour. Wolfgang (mein Mann) und ich waren gerade auf dem Weg in unser gemütliches aber unbeheiztes Doppelzimmer, als Ralf (der Hüttenwirt) uns fragte, wie das Zimmer sei. Nachdem ich sagte „sehr gemütlich“ und er die Kälte erwähnte und einen Scherz mit einer Wärmflache machte, konnte ich mir den Gegenscherz „Die würde ich jetzt auch nehmen“ nicht entgehen lassen. Nach kurzer Erörterung ob nun eine 30°C warme Wärmeflasche überhaupt wärmt, (sein Argument: der Körper hat ja 37°C da kühlen 30°C. Meines: das Bett ist kälter) und noch zwei Beteuerungen meinerseits, dass es wirklich nicht notwendig sei, stand ich nun da mit einer rosa Wärmflasche in den Händen und einem breiten Grinsen in meinem Gesicht. Kurze Zeit später konnte ich in mein vorgewärmtes Bett steigen und warm und zufrieden einschlafen. Frei nach Janosch: „Ach wie schön ist eine Bergtour“

 

Der erste Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen (Sa.20.2.), ließ wieder ein Lächeln auf meine Lippen kommen: Blauer Himmel, Sonnenschein und etwas frisch gefallener Schnee. Es versprach ein schöner Tag zu werden. Beim Frühstück entdeckten wir, neben dem ostdeutschen Dialekt das zweite Indiz, das auf die deutsche Herkunft von Ralf (dem Hüttenwirt) hindeutete: Seine Pünktlichkeit. Auf die Minute genau zum vereinbarten Zeitpunkt um 8:00 Uhr konnten wir mit dem Frühstück beginnen. So war es auch in den nächsten Tagen. Es half auch nicht, wenn alle schon früher am Tisch saßen. An diesem Tag konnten wir bei schönstem Wetter um kurz nach 9:00 Uhr unsere Tour zum Penkkopf starten. Durch die gute Spurarbeit von Elke konnten wir den Gipfel nach ca. 300 Hm ohne Schwierigkeiten erreichen. Der Blick bei blauem Himmel und Sonnenschein war gigantisch. Weiter ging es in Richtung Süden über einen Grat. Dort gab es an Bäumen und Gräsern sehr beindruckende Raureifformationen zu bewundern. Richtung Westen sind wir zu einer kleinen Alm abgestiegen, bei der wir unsere Mittagspause gemacht haben. Der Himmel hat sich immer mehr zu gezogen, so dass die Sonne nur noch hinter Schleiern hervorkam und dann immer mehr verschwand. Über einen Pass ging es zurück in Richtung Kleinarler Hütte. Doch die LVS Suchübung stand noch auf dem Programm und wurde kurz vor der Hütte durchgeführt. Nach ein paar Erklärungen zu Beginn, konnte jeder, inzwischen bei leichtem Schneefall, eine verschüttete Lawinenschaufel suchen. Es blieb noch genug Zeit vor dem Abendessen, um sich bei einer heißen Suppe wieder aufzuwärmen.
Nach einem guten Schweinebraten, den wir dem Besuch der Feuerwehr auf der Hütte zu verdanken hatten, konnten wir auch diesen Tag zufrieden ausklingen lassen.

 

Der nächste Tag (So. 21.2.) begann mit einem für den Winter in den Bergen ungewöhnlichen Geräusch. Im Halbschlaf habe ich es nicht gleich erkannt, doch der Blick aus dem Fenster bestätigte die Wettervorhersage vom Vortag. Das Geräusch war Regen und Tauwasser. Dann ist es im nicht beheizten Zimmer wenigstens nicht so kalt ;-) Dank der schlechten Vorhersage war das Frühstück eine halbe Stunde später geplant und zwar für 8:30. Eine halbe Stunde länger schlafen. Und doch waren Wolfgang und ich schon so früh wach, dass wir um kurz nach 8:00 Uhr am Frühstückstisch saßen und wir staunten nicht schlecht: Es waren bereits fast alle da! Immer mal wieder fiel ein sehnsüchtiger Blick durchs Fenster doch das Wetter wollte sich nicht so recht bessern. Immer wieder regnete es stark. So wurde festgelegt, dass wir erst um 11:00 Uhr aufbrechen. Bis dahin hatte es tatsächlich nachgelassen mit dem Regen und hörte wenig später ganz auf. Allerdings war der Schnee sehr schwer. Was tun? fragte sich Elke unsere Tourenführerin. Die Antwort war schnell gefunden: Ingo zum Spuren vorrauschicken. Mit Ingo als Spurer kamen wir auch im schweren Schnee zügig voran. Der angepeilte Sattel zwischen Penkkopf und Gabel (in dem Fall ein Berg und kein Besteck) war schnell erreicht. Allerdings bekamen wir schon hier den Vorgeschmack auf das was uns noch erwartet. Es stürmte sehr. Das konnte uns nicht abhalten, weiter Richtung Gabel zu gehen. Erst ging es durch Bäume geschützt zu einer kleinen Anhöhe auf der uns der Sturm richtig erwischte. Auf dem folgenden Grat musste ich ein paar Mal anhalten, weil ich Angst hatte sonst von einer Böe weggeblasen zu werden. Wie angenehm war da die Rast auf dem Rückweg an einem durch Bäume windgeschützten Plätzchen. Zu diesem Zeitpunkt stand für mich fest, kein Penkkopf mehr, sondern dem Teil der Gruppe folgen, der direkt zurück zur Hütte geht. Auf Sturm hatte ich keine Lust mehr. Doch der Mensch vergisst die negativen Dinge schnell und eine stimmungsvolle Aussicht auf Berge und den Wechsel von dunklen und hellen Wolken und immer wieder kurze Sonne überzeugten mich spontan doch noch mit einem Teil der Gruppe über den Penkkopf zu gehen, was ich nicht bereut habe. Von dort ging es zurück zur Hütte wo wir uns alle wieder getroffen haben. Zufrieden aus dem Wetter das Beste gemacht zu haben und glücklich, dass der Sturm „nur“ zwei Regenhüllen und nicht eine(n) von uns mitgerissen hat, konnten wir den Nachmittag gemütlich ausklingen lassen. Zum Abendessen gab es für jeden einen großen Teller Kasnockerl, von denen fast jeder gut satt werden konnte. Nur Ingo fragte nach einem Nachschlag. Mit betroffener Miene stellte Ralf (der Hüttenwirt) fest, dass es keine mehr gibt. Doch dann meinte er nur, wir sollen einen Augenblick warten. Wir staunten nicht schlecht als er mit zwei großen Brettern mit Käse, Räucherwurst, Brot und frisch geriebenen Meerrettich ankam. Und er staunte nicht schlecht als er die Bretter sah, die bis auf den letzten Krümel Meerrettich leer waren.

 

Am letzten Tag (Mo 22.2.), dem Heimfahrtstag, wartete ein weiteres Highlight auf uns: die Rodelfahrt zurück ins Tal. Zu Beginn war der Schnee noch optimal und wir konnten rasant bergab fahren. Je tiefer wir kamen, desto eisiger wurde die Piste. Schnell fahren ging immer noch aber schnell bremsen wurde immer schwerer. So musste der/die ein oder andere mehr oder weniger freiwillig auch mit anderen Körperteilen als mit den Füßen bremsen. Erleichtert, dass beim Rodeln nicht passiert war, führte uns Elke die letzten Meter auf den Schneeschuhen zu unseren Autos zurück.
Ohne große Staus und Hindernisse ginge es bei bis zu 20°C Außentemperatur zurück nach Stuttgart.

 

Heute (Di 23.2.) einen Tag später schaue ich bei starkem Schneefall aus dem Fenster auf den schon weißen Wirtemberg mit Grabkappelle und denke voller schöner Erinnerungen an die letzten Tage.

 

Vielen Dank an Elke und Ingo für das Planen, Vorbereiten und Durchführen der schönen Schneeschuhtour. Gerne wieder.

 

Text: Anne Reinhart
Bilder: Anne und Wolfgang Reinhart