Stubaier Höhenweg Teil 1 mit Dreitausender-Feeling, 20.07. - 24.07.2023

Stubaier Höhenweg Teil 1: Fünf Tage mit Dreitausender-Feeling

Der Stubaier Höhenweg - er gilt als einer der schönsten Höhenwege der Alpen. Auf einer Gesamtlänge von 80 km und mit über 6000 hm wird das Stubaital umrundet. Dazu kommen die grandiosen Gletscherblicke, die als eines der Highlights der Wanderung gelten. Da der Stubaier Höhenweg fast durchgängig durch hochalpines Gelände führt, erfordert er nicht nur eine gewisse Grundkondition, sondern auch Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und die richtige Ausrüstung.

Mitte Juli 2023 treffen sich zehn Mitglieder der BG Remstal mit unserem Guide Erich und Co-Guide Corinna, um in fünf Tagen die erste Hälfte davon zu erwandern. Nach einer staufreien Anreise gelangen wir am Donnerstag gut nach Neustift im Stubaital. Ein Teil der Gruppe wird an der Seilbahn “Schlick 2000” abgesetzt, während die Fahrer die Autos noch ein Stück tiefer ins Tal fahren und mit dem Taxi zurück zur Gruppe kommen. Dort stellt sich allerdings heraus, dass die Bahn aufgrund von Sturmschäden, die zwei Tage vorher entstanden sind, gar nicht bis zur Bergstation fahren kann. Zusätzlich erfahren wir, dass bei besagtem Sturm eine Gondel abgestürzt ist (zum Glück leer!). Das Taxi wird also erneut gerufen und bringt uns zu einem alternativen Aufstieg. Den Taxifahrer hats gefreut und wir waren froh, starten zu können. Zunächst über einen Fahrweg, dann über einen schönen Bergpfad gewinnen wir schnell an Höhe und können nach ca. zwei Stunden und knapp 800 hm unser Ziel erblicken, die Starkenburger Hütte. Diese liegt traumhaft schön wie auf einer Aussichtskanzel, bei guter Sicht kann man von hier beinahe die gesamten hohen Berge der Stubaier Alpen bewundern. Leider hängen die Wolken heute zu tief dafür, so dass wir uns das Panorama eben vorstellen müssen. Wir verbringen den Abend mit einer Vorstellungsrunde der Gruppe, guten Gesprächen und einem leckeren Kaiserschmarrn zur Nachspeise.

Am Freitag früh marschieren wir dann los Richtung der Franz-Senn-Hütte. Zur Wetterprognose heißt es “durchziehende Regenschauer, aber kein Gewitter”. Zunächst geht es bergauf in Richtung des hohen Burgstalls, vorbei an den Kalkkögeln, die auch als Dolomiten des Stubaitals bezeichnet werden. Dann immer an der Flanke in leichtem Auf und Ab zur Seducker Hochalm. Ab und an helfen Seilsicherungen über felsige Stellen hinweg. Ungefähr eine Stunde vor der Hochalm beginnt es zu regnen, erst leicht, dann sturzbachartig - und ein  Gewitter zieht auf. Der Abstand zwischen Blitz und Donner wird immer kürzer, doch da die Alm in Sichtweite ist, legen wir einen Zahn zu und versuchen möglichst schnell dort anzukommen. Völlig durchnässt, aber sonst heil kommen wir schließlich dort an. Die Wirtsleute empfangen uns trotz unserem tropfenden Äußeren sehr herzlich. Die Alm ist recht klein und so sitzen wir mehr oder weniger in der Küche des Wirtspaar. Dort können wir uns etwas trocknen, aufwärmen mit einer heißen Suppe und bekommen eine Show-Cooking-Einlage mit der Zubereitung von Erich’s Kaiserschmarrn direkt vor unseren Augen. Der weitere Weg zur Franz-Senn-Hütte verläuft danach noch über steile, teils ausgesetzte, grasige Hänge, es bleibt aber immerhin von oben trocken. Die Franz-Senn-Hütte ist eine recht große Hütte und ein beliebter Stützpunkt für DAV Alpinkurse aller Art. Dementsprechend viel frequentiert ist sie. Das Essen schmeckt trotzdem und der Gemütlichkeit für uns tut es keinen Abbruch. So geht auch dieser Tag zufrieden zu Ende.

Der Samstag empfängt uns noch immer mit eher unwirtlichen Wetterverhältnissen. Die Etappe zur neuen Regensburger Hütte ist mit vier Stunden recht kurz, leider laufen wir beinahe komplett im Nebel und sehen kaum etwas von der schönen Bergwelt um uns herum. Die vom Nachbartisch am Abend vorher angekündigte Schlüsselstelle, eine riesige Wächte (die noch dazu bei jeder Erwähnung größer wurde) im Bereich der zuüberquerenden Scharte, entpuppt sich glücklicherweise eher als größeres Schneefeld, welches gut und sicher umgangen werden kann. Kurz vor der Hütte öffnet sich der Nebel und gibt die Sicht frei auf den Falbesonbach, der unterhalb der Hütte über zwei große Felsstufen ins Tal stürzt, sowie einen kleinen Ausblick auf die andere Talseite mit dem markanten Habicht. Die geplante Gipfelbesteigung der vorderen Plattenspitze lassen wir aufgrund des Wetters aus, machen uns aber am Nachmittag noch auf den Weg zum Falbesoner See. Ein idyllischer Gletschersee, gut versteckt hinter der früheren Seitenmoräne.
Kulinarisch ist die Neue Regensburger ein absolutes Highlight, es wird viel Wert auf hochwertige, regionale und saisonale Lebensmittel gelegt, was sich im Geschmack widerspiegelt. Dass die Hütte dabei rein vegetarisch ist, wird von niemandem als Nachteil gesehen. Der Abend vergeht wieder schnell und mancher Teilnehmer träumt von früheren Zeiten, als auf dem Stubaier Gletscher noch Sommerskilauf möglich war und dieser im Bikini bestritten wurde.

Erholt treten wir am Sonntag die nächste Etappe, zur Dresdner Hütte, an. Heute haben wir Sonne pur und blauen Himmel. Schon vor dem Frühstück konnte ein wunderschöner Sonnenaufgang beobachtet werden.
Der Weg ist anfänglich gleich mit unserem Ausflug zum See gestern. Zunächst geht es fast eben über das riesige Hochplateau hinter der Hütte, in welchem ein einmaliges Hochmoor
liegt, das “Hohe Moos”. Durch den flachen Moorboden zieht der Bach in malerischen Mäandern, die Wiesen sind weiß von Wollgras. Ein absolutes Juwel für Tiere und Pflanzen. Zum Talschluss hin wird das Gelände steiniger, über Felsblöcke und Gletscherreste, zuletzt über anspruchsvolles, rutschiges Geröll und ein Schneefeld gelangen wir zu einer drahtseilversicherten Steilstufe. Nach deren Überwindung stehen wir schließlich auf dem höchsten Punkt des Stubaier Höhenwegs, dem Grawagrubennieder auf 2.880 hm. Die Aussicht auf die teilweise vergletscherten Riesen wie Zuckerhütl, Wilder Pfaff und Wilder Freiger ist fantastisch von hier oben.
Diese Ausblicke begleiten uns auch den Rest des Tages. Unterhalb der Zunge des Grawawandferners führt der Weg weiter über den Schafkopf durch steile, felsige Hänge und am Mutterberger See vorbei. Den Abstecher zum See lassen wir jedoch aus und genießen im Kollektiv eine ausgedehnte Mittagsrast inklusive Nickerchen.
Gegen Ende wird der Weg dann noch zäh, ein fieser Gegenanstieg auf einem steilen, unschönen Fahrweg muss bewältigt werden. Dann nochmals leicht bergab, und die Dresdner Hütte ist erreicht. Mitten im Skigebiet gelegen, riesengroß und an der Mittelstation der Bahn, ist diese kontrastreich zu unseren vorhergehenden Stationen. Doch auch hier können wir in unserer äußerst harmonischen, homogenen Gruppe den Abend genießen und manch einen überkommt Wehmut, dass unsere Tour sich zum Ende neigt…

Der letzte Tag empfängt uns wieder mit bewölktem Himmel und sehr starkem Wind. Der eigentliche Plan, weiter zur Sulzenaualm zu wandern und von dort abzusteigen, wird daher
verworfen und wir steigen direkt ins Tal ab. Kaum sind wir an der Talstation angekommen, setzt auch schon Starkregen ein. Alle sind froh, im trockenen Bus zu sitzen! Als Ersatz zum
Ausklang treffen wir uns auf der Rückfahrt noch in einer Pizzeria in Nassereith und lassen dort die Tour und unsere wunderschönen Erlebnisse Revue passieren.

Teil 2 - Zur Fortsetzung unserer Wanderung in 2024
 
Text: Doro Rokitte
Bilder: Erich Pankratz, Teilnehmer

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