Tagestouren in den Kitzbüheler Alpen, 17.07. - 21.07.2025

von Wolfgang Reinhart

Der Wettergott kündigte Unheil an. Die Prognose: Regen, Regen und dazwischen Gewitter. Es kam dann doch ganz anders: Fast immer Sonnenschein und überwiegend blauer Himmel. Gewitter manchmal nachts, und der Nieselregen beim Abstieg ließ sich gut verschmerzen.
Die 11 Teilnehmer*innen sowie Elke und Ingo, unsere beiden Guides, trafen sich alle pünktlich in der Kaffeerösterei Dinzler kurz hinter München. Viele kannten sich schon von anderen Wanderungen mit Elke und Ingo. Nach diesem ersten Treffen ging es weiter nach Österreich. Wer sich nicht zu lange an der Wegweisung nach Kitzbühel orientierte 😉, fand auch sofort die richtige Abzweigung nach Kelchsau. Und von dort ging’s dann nach Schuhwechsel auch schon los. Elke vorn und Ingo als Schlussmann, der geduldig dafür sorgte, dass alle den Weg zur Neuen Bamberger Hütte bewältigten.
Wegen der Regenfälle der vorhergehenden Tage plätscherten überall kleine Rinnsale. Nach gut 2,5 Stunden erreichten wir die Baumgrenze und das Tal öffnete sich zu einem großen, weiten Kessel. So erreichten wir zügig die Neue Bamberger Hütte, die 1756m hoch gelegen ist. Rund 770 m – je nach Trainingszustand – schweißtreibender oder auch weniger schweißtreibender Aufstieg lagen hinter uns.
Freundlich wurden wir von Martin, dem Hüttenwirt begrüßt. Markenzeichen: rot-weißes Karohemd, Lederhose und wallender Rauschebart. Ansonsten war alles topmodern mit unerwarteten kulinarischen Genüssen. Neben dem Hüttenbuch eine Kuchenvitrine, die abends sorgsam mit einem Gurt verschlossen wurde.
Neben Martin, seiner Frau und einer weiteren Einheimischen, wurde die Hütte von drei nepalesischen Männern und einer Rumänin bewirtschaftet. Das Team hat selbst am trubeligen Samstag, an dem die Hütte überbelegt war, für Sauberkeit und tolles Essen gesorgt.
Unsere erste Tour ging zum 2447 m hohen Schafsiedel. Steil zog der Weg bergan, über grüne Matten, mit leuchtenden Blumen, Heidelbeersträuchern und Alpenrosen. Nach etwa einer Stunde erreichten wir den ersten von drei kristallklaren Seen, an denen wir im Laufe des Tages vorbeikamen.
Entlang der Seen verlief der Weg flach, um dann wieder steil aufzusteigen. Je höher wir kamen, desto mehr Gipfel waren zu sehen, bis hin zu den Eisriesen der Zillertaler Alpen. Jede Gipfelerklimmung wurde mit einer Gipfelumarmung von Elke belohnt.

Das Ziel des zweiten Tages war der Östliche Salzachgeier. Mit seinen 2469 m ist er etwas höher als der Schafsiedel. Fünf Stunden waren für den Aufstieg veranschlagt, weswegen wir schon kurz nach acht Uhr (also 1 Stunde früher als am Vortag) starteten. Der Weg schlängelte sich am Grund des breiten Hochtals langsam bergan, an der zu mietenden Roßwildalm vorbei, bis wir zum Salzachjoch mit einer schon von weitem sichtbaren kleinen Kapelle kamen.
Nun kam der eigentliche Aufstieg. Etwas steiler als am Vortag, aber einfacher zu begehen, weil der Pfad nicht über so hohe Stufen führte. Erst kurz vor dem Gipfel wurde der Weg etwas ausgesetzter und einige von uns haben auf den weiteren Nervenkitzel verzichtet und das tolle Panorama schon an früherer Stelle genossen. Der Großvenediger und die Eisriesen der Zillertaler und der Stubaier Alpen – alles war wegen der tollen Sicht hervorragend zu sehen. Außerdem: Wetterstein mit Zugspitze, Karwendel und der Wilde Kaiser. Sehr eindrucksvoll!
Auf dem Rückweg haben wir den markierten Pfad verlassen und sind weglos einen Kamm entlang zu einem schönen Pausenplatz im Gras gelangt, wo ein Segelflieger genüsslich seine Bahnen zog. Allmählich ging es wieder herunter zur Hütte mit der schönen Sonnenterrasse und all den Leckereien.

Am dritten Tag stand die längste Tour auf dem Programm mit gleich zwei Gipfeln: dem Kröndlhorn, 2444 m hoch, und dem Tristkopf (in manchen Karten auch als Dristkopf bezeichnet), 2359 m hoch. Wir starteten wieder früh am Morgen. Auch auf dem Gipfel des Kröndlhorns erwartete uns eine prachtvolle Aussicht und eine kleine Kapelle! Sie war über und über mit Totenzetteln ausgestattet. Die Verstorbenen sollten wohl auf ihrem letzten Weg in den Himmel noch einmal Rast auf dem Kröndlhorn machen.
Zwischen dem ersten und dem zweiten Gipfel gönnten wir uns eine ausgiebige Vesperpause zwischen Blaubeersträuchern, bevor wir das zweite Ziel ins Visier nahmen. Bald standen wir, nach einer kleinen, einfachen Kletterei, auf dem Gipfel des Tristkopfs.
Obschon wir während der gesamten 3 Tage immer im selben Gebiet unterwegs waren, stellten sich die Gipfelpanoramen sehr unterschiedlich dar. Allerdings kannten wir am dritten Tag bereits die Berge der Vortage und konnten auch „unsere“ Hütte von oben sehen.
Auf einem schönen Weg kamen wir wieder über das Salzachjoch auf bereits bekannten Wegen zurück zur Bamberger Hütte. Auch heute bildete das Kuchenessen auf der Terrasse den Abschluss dieser wieder sehr gelungenen Tour.
Mein Fazit: eine wunderschöne Bergtour mit tollen Ausblicken, einer sehr netten und harmonischen Wandergruppe, und mit sehr kenntnisreichen, freundlichen und umsichtigen Guides Elke und Ingo.
 
Text: Helmfried Meinel
Bilder: Helmfried Meinel