Wandern im Vogtland, 12.05. - 16.05.2024
Tag 1: Jocketa Panorama Wanderweg mit 10,3 km.
Die Anreise über Nürnberg, Hof und Plauen nach Jocketa verlief reibungslos und staufrei.
Die Chefin des Landhotels Alt-Jocketa, welches sehr ruhig liegt, empfing uns mit einer unkomplizierten Herzlichkeit. Dieser Herzlichkeit und Offenheit begegneten wir auf all unseren Wanderungen.
Wir starteten mit dem Jocketa Panoramaweg, stiegen steil zum Talgrund der Weißen Elster ab. Unterwegs auf recht ruppigen Wurzelpfaden ging es bergauf zum Stausee. Von der Staumauer aus beobachteten wir gut ernährte Fische, die zu uns nach oben blickten und auf Futter warteten.
Tag 2: Göltzschtal Rundweg mit 16 km.
Anfahrt nach Netzschkau, um die größte Ziegelsteinbrücke der Welt zu besichtigen. Der Bau stammt aus dem Jahr 1851, wurde mit 26 Millionen Ziegelsteinen und 230000 Baumstämmen erbaut.
Auffallend sind immer wieder Orte mit den Endungen auf ...grün und ...roda.
Ein Hindernislauf über einen Weg der mit reichlich Todholz bedeckt war schreckte uns nicht ab. Er endete in einem steilen Abstieg zur Landstraße, wir hatten das Gefühl, wir sind im Gebirge.
Über Kleingera, mit einer Vesperpause auf dem Spielplatz zur Kuhbergbaude, waren wir fasziniert von der herkömmlichen Arbeitsmethode, die wir von den Großeltern noch kannten: ein hinter dem Traktor angebrachter Pflug wurde manuell von einem betagten Bauer gehalten um die Furchen für ein Kartoffelfeld vorzubereiten.
Durch eine wechselhafte Landschaft, geprägt durch weite Wiesen, Wälder und gepflegte Ortschaften erreichten wir die Kuhbergbaude. Die Überraschung dort war eine Modelleisenbahnanlage mit 30 Lokomotiven.
Um die Aussicht vom Kuhbergturm zu genießen mussten 102 Stufen bewältigt werden.
Die unkomplizierte Art der Menschen hier wurde erneut bestätigt durch die Bekanntschaft von Herrn Günter Hofmann. Er stellte sich uns als Schriftsteller vor und hat in mehreren Büchern seine Erinnerungen an die Jahre von 1989 bis 1999 festgehalten.
Auf dem Rückweg nach Netzschkau, beim Verlassen des Waldes wurden wir von einem riesigen rotblühendem Kleefeld ins Staunen versetzt.
Tag 3: Wir durften bei strahlendem Sonnenschein starten, es war nicht zu warm da zwischendurch immer wieder Wind aufkam. Wir wanderten entlang dem Felsenrundweg mit 18 km und 370 Höhenmetern. Wir kamen an einem Naturschutzgebiet vorbei, dass als erstes nach der deutschen Wiedervereinigung so ausgezeichnet wurde. Früher wurde in diesem Gebiet Torf gestochen, die einfachen Unterkünfte stehen bis heute. Auf der Strecke vom Felsenrundweg konnten wir eine Felsen erklimmen. Davor war eine Freilichtbühne, bei der sich die SängerInnen immer einen Tag an Pfingsten treffen, diese Tradition wird noch von Zeiten der DDR hochgehalten. Auf dem hiesigen Golfplatz mit toller Aussicht wurden wir herzlich vom Geschäftsführer empfangen und von seiner Gattin bewirtet und den Abend konnten wir bei einem leckeren Abendessen in einer urigen Gaststätte genießen.
Tag 4: Die Sonne begleitete uns den ganzen Tag, so dass wir bei schönem Wetter den Tag verbringen konnten. Entlang des Flusses "weiße Elster" wanderten wir wieder 18 km bei 370 Höhenmetern durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft durch Wälder, Baumalleen und kleine Dörfer. Immer den Fluss an der Seite, so dass sich einige von uns mit den Beinen im Fluss erfrischen konnten. Über die Talsperre ging es weiter über den Mosen Turm, durch die unglaublich komplett eingerüstete Elstertalbrücke weiter nach Elsterberg. Die Rückfahrt konnten wir von einem kleinen Bahnhof mit der Vogtlandbahn genießen. Den Tag beendeten wir in dem Dorf Frohsinn mit der gleichnamigen Gaststätte Frohsinn.
Tag 5: Wir machten eine Stadtführung durch Plauen. Schon früh im 13. / 14. Jahrhundert bekam Plauen das Stadtrecht, das Münzrecht, freies Erbrecht und eine eigene Gerichtsbarkeit. Plauen entwickelte sich nach dem Untergang der Weberei zu einer sehr reichen Stadt durch die Produktion von Spitzen zwischen 1880 und 1912. In der Hochphase gab es über 10 Fabriken für Spitzen und zusätzlich wurde in vielen Haushalten in Heimarbeit mitgeholfen die neuen Stoffe zu produzieren. In dieser Zeit 1894 wurde auch die erste Straßenbahn gebaut.
Durch den 2. Weltkrieg wurde die Stadt zu 75 % zerstört, die Einwohnerzahlen von damals gingen von über 128.000 auf 65.000 zurück. Der Altersdurchschnitt liegt jetzt bei 50 Jahren, man versucht durch die Einrichtung einer DHBW-Schule diesen Schnitt zu senken. Viele alte schöne Gebäude wurden mit der Zeit vollständig zerstört und die neuen Gebäude wurden leider in dem typisch 70er Jahre Stil neu erbaut. Ein Förderer des Konventgebäudes erklärte uns das letzte noch vorhandene Gebäude des Deutschen Ordens in Mitteldeutschland. Mit der Förderung des Freistaat Sachsen konnte die Komturei erhalten und aufwendig renoviert werden.
Überall sieht man die Bilder von Papa und Sohn die von Erich Ohser aus Plauen in der Berliner Illustrierten Zeitung von 1934 bis 1937 erschienen und später gesammelt in Buchform verlegt wurden. Der Plagiatsvorwurf zu Papa Moll konnte juristisch nie bestätigt werden, der 1952 von Edith Oppenheim-Jonas als schweizerische Comic entworfen wurde.
Am 7. Oktober 1989 fand die erste Massendemonstration gegen das DDR-Regime statt. Interessant wäre noch die Fabrik der Fäden gewesen, aber die Zeit dafür war zu knapp. Vielleicht bei einem nächsten Besuch.
Bei einem gemeinsamen Kaffee und Kuchen konnten wir uns alle gemeinsam für die Rückfahrt stärken.
Die Wandergruppe bedankt sich sehr herzlich bei Elke und Ingo für die tollen Wegstrecken und die gemeinsame Zeit. Wir danken Carola für das Ausarbeiten der wunderschönen Wandertage und wünschen ihr gute Besserung und dass sie bald wieder fit ist.
Text: Teilnehmer
Bilder: Teilnehmer