Wanderung im Elbsandsteingebirge, 10.06. - 15.06.2015

Mittwoch
Dieses Mal nicht die Alpen: wir treffen uns am Mi, den 10.6.15, frühmorgens im Remstal, um gemeinsam nach Sachsen - genauer: in die Sächsische Schweiz - zu fahren.
Um die Mittagszeit kommen wir auf einem Parkplatz in der Nähe von Rathen an. Bevor wir unsere Zimmer auf der Jugendherberge beziehen, nutzen wir den halben Tag noch für den Besuch der Bastei - also bereits mittendrin im Elbsandsteingebirge.
Die Rucksäcke geschultert und los geht's. Das Wetter ist bewölkt, leichter Wind und angenehme Temperaturen - optimale Bedingungen. Ein Stück an der Elbe entlang, dann hinüber auf die andere Seite mit einer Gierseilfähre, die allein durch die Flussströmung und ein im Fluß verspanntes Seil bewegt und gesteuert wird. Auf der anderen Seite durch die herausgeputzten Straßen von Rathen, dann durch lichten Laubwald hinauf bis zur
Neurathener Burg - zuvor können wir aber noch von mehreren schönen Aussichtspunkten im Fels auf die Elbe hinunter schauen.
Die Burg thronte ganz oben auf einem Teil der Basteifelsen. Wir zahlen den Eintritt und gehen diesen Rundgang ab, der über etliche Metallbrücken und -treppen recht luftig über die Sandsteinfelsen führt. Auch die nicht so Schwindelfesten haben diesen ersten Test problemlos gemeistert und sind damit bereit für das noch Kommende.
Wieder zurück auf dem Hauptweg geht es durch das Gewühl der Touristen und durch einen Felsspalt (die gibt es hier sehr zahlreich) direkt auf die berühmte, steinerne Basteibrücke.
Dahinter nehmen wir noch einen Abzweig rechts mit, um einen weiteren schönen Aussichtspunkt zu erreichen, dieses Mal mit toller Sicht auf die Basteibrücke.
Jetzt nochmals etwas bergauf, vorbei am großen Basteihotel und auf anderem Weg bergab: es geht durch die Schwedenlöcher (enge Spalte und viele Stufen) wieder hinunter bis nach Rathen, zwischendurch kommen wir noch am Amselfall und am gleichnamigen See vorbei.
In Rathen zeugen an manchen Häusern die Hochwassermarken der großen
Überschwemmungen der letzten ca. 100 Jahre von der drohenden Gefahr hier.
Mit der Fähre wieder auf die andere Seite des Flusses hinüber und Fahrt im Auto nach Bad Schandau zu unserer Jugendherberge im Ortsteil Ostrau. Nach dem Zimmerbezug und Abendessen (mit Nachschlag!) in der Kantine der Herberge noch gemütliches Beisammensein.

 

Donnerstag
Nach reichhaltigem Frühstück marschieren wir los, und zwar erstmal bergab hinunter nach Bad Schandau, wo wir in die Kirnitzschtalbahn, eine Strassenbahn, einsteigen.
Wir lassen uns durch das Tal der Kirnitzsch bis zur Endhaltestelle der Strassenbahn fahren, wo wir uns den Lichtenhainer Wasserfall (der nach einigen Minuten sogar durch das Ablassen einer kleinen Aufstauung für kurze Zeit verstärkt wird) anschauen - wobei angemerkt sei, daß die Wasserfälle hier im alpinen Maßstab eher Rinnsale sind.
Aber Wasserfälle sind hier nicht die Hauptsache - das sind vielmehr die tollen Felsformationen aus Sandstein, denen wir hier auf Schritt und Tritt begegnen. Schließlich wurde hier auch das Klettern erfunden.
Hinauf in den Wald - wir kommen heraus beim Kuhstall, einem großen Durchlass in einer Felswand. Auf der anderen Seite haben wir einen schönen Blick auf die dicht bewaldete Landschaft. Von hier geht es erstmal durch einen kleinen Tunnel zur "Himmelsleiter", einer schmalen Metalltreppe in einem engen Spalt, die nach oben auf die Felsen führt.
Jetzt geht es über verschiedene verschlungene Wege abwechslungsreich durch weitere mehr oder weniger breite Spalte, niedrige Überhänge oder Bänder mit schöner Aussicht, schließlich wieder hinunter in den Wald.
Kurz vor dem Kleinen Winterberg, den wir nicht direkt besteigen, erreichen wir nach anstrengendem Aufstieg über viele Treppenstufen weitere Felsen mit daran gekennzeichneten Kletterrouten. Es geht weiter zum Großen Winterberg - diesmal mit weniger Treppenstufen. Dort oben werfen wir einen Blick in das Informationszentrum zum Nationalpark Sächsische Schweiz.
Von hier geht es wieder bergab bis zur Elbe hinunter, zuerst sanft auf breiten Fahrwegen, dann steiler und wieder mit vielen Treppenstufen durch schönen Laubwald, wie meistens hier.
Im hübschen Örtchen Schmilka an der Elbe sind wir kurz vor der Grenze nach Tschechien. Wir kaufen uns in einer Bäckerei Eierschecke, frischen Rhabarberkuchen oder Bienenstich - alles schmeckt hervorragend. Busfahrt nach Ostrau, noch ein paar Meter und wir sind wieder bei unserer Jugendherberge. Den Abend lassen wir gemütlich bei Erdbeerbowle, Radler usw. in einer Gartenwirtschaft ausklingen.

 

Freitag
Heute geht es zunächst mit dem Auto in die Nähe von Hinterhermsdorf nahe der tschechischen Grenze, von dort wandern wir los zur "Oberen Schleuse" der Kirnitzsch, wo der aufgestaute Bereich des Flusses beginnt. Dort wechseln wir das Verkehrsmittel: wir lassen uns ein Stück flußabwärts mit dem Nachen fahren.
Wir besteigen als einzige Gäste ein Boot, unser Ruderer bewegt das 2,5t schwere Boot (mit Passagieren bis zu 4t) mit nur einem kleinen Ruder. Er begrüßt uns, erklärt uns Einiges zum Boot, dem aufgestauten Fluß (der früher zum Flößen verwendet wurde) und dem Umfeld (das linke Ufer ist tschechisch, in die Felsen links und rechts sind mehrmals Grenzsteine eingelassen).
Die Fahrt ist sehr idyllisch und nahezu lautlos - eine wunderbare Gelegenheit zum Entspannen.
Die Bootsfahrt endet nach ca. 20 min an der "Unteren Schleuse", von hier geht es wieder zu Fuß weiter. Wir folgen der Kirnitzsch weiter flußabwärts.
Ein Abstecher zum Hermannseck, einem Aussichtspunkt, erfolgt über viele Treppenstufen, ein Teil davon durch einen sehr engen Spalt - einige von uns wählen einen einfacheren, alternativen Aufstieg.
Wir folgen dem Flußlauf nun für einen längere Strecke, die enge Schlucht weitet sich allmählich auf und eine Wiese findet links und rechts Platz. Eine Holzbrücke führt hinüber nach Tschechien, wo wir rasten. Wieder auf deutscher Seite weiter am Fluß, dann biegen wir bergauf ab in Richtung Königsplatz, einem weiteren Aussichtspunkt.
Von dort zurück zum Auto, wo wir die Rucksäcke abladen. Wir spazieren nach Hinterhermsdorf hinunter, in dem wir uns umsehen und uns die sog. Umgebindehäuser an einer Schautafel erklären lassen. Dort stoßen wir auf die Gaststätte (und Pension) "Zum Wanderstübel" (wanderstuebel.de), wo wir uns müde niederlassen, den Durst löschen und Apfelstrudel essen.

 

Samstag
Heute stehen die Schrammsteine auf dem Programm. Es ist noch etwas wärmer als gestern und ziemlich schwül - aber was soll's. Durch Wald, durch dessen Lücken im Laubdach die Sonne ihre Morgenstrahlen schickt, geht es bergauf. Bald stehen wir vor den ersten Schrammsteinen, die sich eindrucksvoll in den Himmel recken. Um die Felsen herum und dann über viele Treppen und Leitern schweißtreibend hinauf zur luftigen Schrammsteinaussicht.
Dort oben geht es recht luftig über die Spitzen einiger der Felsen, weit über den Baumwipfeln und noch höher über der Elbe. Die Aussicht ist toll (wenn auch recht dunstig), wir machen viele Fotos.
Die weitere Wegstrecke folgt der Gratlinie der Felsen, einige Passagen verlaufen wieder recht luftig mit Absicherungen und Treppen über die schmale Felskante. Die Wegstrecke wechselt zwischen Felspassagen, Aussichtspunkten und Wald hin und her, wir folgen jetzt dem Malerweg, der zur Heiligen Stiege führt, einer langen Treppe am anderen Ende der
Schrammsteine.
Der weitere Weg verläuft jetzt unterhalb der Schrammsteine bis hinunter an die Elbe - zuvor treffen wir aber noch auf eine Kneipp-Wassertretstelle, wo wir alle im kalten Wasser unsere Füße abkühlen - das erfrischt ungemein.
An der Elbe noch ein Stück an der Autostraße entlang bis nach Bad Schandau. Dort machen wir es uns in einem Eiscafé bequem. Den Aufstieg nach Ostrau kürzen wir mit dem Aufzug ab, der an den steilen Hang gebaut wurde. Die letzten Höhenmeter geht es noch durch Wald, dann tauchen die ersten Häuser von Ostrau auf.
Draußen gewittert und regnet es, als wir in den Speisesaal in unserer Jugendherberge laufen. Wir fallen heute alle früher als sonst in unsere Betten.

 

Sonntag
Für den Sonntag haben wir uns die Affensteine vorgenommen. Beim Anstieg kommen wir an einer kleinen Naturbrücke vorbei, die wir natürlich besteigen und für ein Fotoshooting nutzen. Im Gegensatz zu den Schrammsteinen sind wir heute kaum auf den Kronen der Felsen unterwegs. Es geht vielmehr auf mittlerer Höhe auf einem Band um die Felsen herum - an einigen ausgesetzten Stellen kommt so beinahe Brenta-Feeling auf. Auch einige Passagen unter Felsen hindurch sind dabei.
Die Mittagspause machen wir auf einem ausgesetzten Pfeiler mit schöner Aussicht auf die grüne Landschaft um und unter uns.
Eine dünne Felswand wird nicht umgangen, sondern durch eine Öffnung etwa auf Höhe des Bandes, auf dem wir uns befinden, krabbelnd unterquert.
Nach einer sehr ausgesetzten Passage (mit Handgriffen zum Festhalten) gelangen wir zur Idagrotte, eine sogenannte Schichtfugenhöhle. Diese entstehen, wenn das in den Sandstein eingesickerte Wasser an undurchlässigen Tonschichten gestaut wird und der Stein über dieser Tonschicht allmählich abgetragen wird.
Auch diese Wanderung ist wieder sehr abwechslungsreich - auf dem Abstieg kommen wir durch die "Hölle", eine steile, felsige Schlucht. Es gibt mehrere Stellen mit Griffen und Trittbügeln sowie einige kleine Leitern - fast alpin, allerdings ist es hier feuchter und vor allem grüner als in den Alpen.
Wir gelangen in das uns bereits bekannte Kirnitzschtal und nehmen den Bus nach Bad Schandau. Dort setzen wir uns in ein Café und genießen den wohlverdienten Café Latte oder das Radler.
Den letzten Abend auf der Jugendherberge verbringen wir bei angenehmen Temperaturen und kühlen Getränken im Freien.

 

Montag
Auch die schönste Ausfahrt geht irgendwann zu Ende. Aber bevor wir die Heimfahrt antreten, nutzen wir den Tag nochmal für eine kleine Wanderung.
Vom Ort Hohnstein mit gleichnamiger Burg schlängelt sich der Weg über dem Polenztal am bewaldeten Hang entlang. Wir kommen an der Gautschgrotte vorbei (eigentlich "nur" ein großer, halbrunder Überhang des Felsens über das Umfeld, aber trotzdem beeindruckend). Auf dem Weg befinden sich Tafeln eines Lehrpfades zu geologischen und ökologischen
Themen. Dann geht es bergab hinunter in das Polenztal. Wir folgen dem Wasserlauf flußaufwärts. Die Rundwanderung endet wieder in Hohnstein bei den dort geparkten Autos.
Jetzt bleibt uns nur noch die Rückfahrt ins heimatliche Remstal.
Fazit: eine super Ausfahrt in harmonischer Gemeinschaft in ein tolles, abwechslungsreiches Wanderrevier! Jede Tour bot etwas Neues, von Gleichförmigkeit oder Langeweile keine Spur. Jeder Freund des Wanderns sollte sich die Zeit nehmen und hier seine Wanderstiefel auspacken.

 

Text: Christoph Willmann
Bilder: Ingo Pfäffle

Zurück